Hannyrdi - Reenactment Kleidung
Historische Kleidung für Reenactment und Living History
800 v. - 1066 n. Chr., Kelten, Römer, Normannen
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Eine normannische Reitertunika - inspiriert durch den Teppich von Bayeux

8. Mär. 2023, Keine Kommentare

Tatsächlich habe ich auf dem Teppich von Bayeux eine Tunika gefunden, die der meines Kunden sehr ähnlich ist:

Bis auf die Besätze an den Ärmeln.

Die Tunika ist knielang, mit langen Ärmeln, die an den Handgelenken eng anliegen (auf Wunsch des Kunden wurden die Ärmel etwas weiter gestaltet).

Es gibt einen Reitschlitz vorne und hinten und die Tunika ist mit andersfarbigen Besätzen verziert.
In die Schlitze werden Keile eingenäht, damit die Tunika nicht aufklafft. Die Oberschenkel sind beim Reiten bedeckt, im Sitzen sieht man das "Untendrunter" nicht (je nachdem, wie Mann sitzt) und beim Stehen sieht es so aus, als sei die Tunika nicht geschlitzt.
Typisch für normannische Tuniken auf dem Teppich von Bayeux ist auch der spitz zulaufende Besatz am Ausschnitt:

Abgebildet sind Tuniken ohne Besatz am Ausschnitt, aber gelegentlich mit Schlitz.  Die Mehrzahl hat spitze Besätze. Was ich nicht entdecken konnte, sind runde Besätze, wie man sie auf karolingischen Malereien, wie z.B. dem Stuttgarter Psalter, sieht.

Auch naturfarbene und schlichte Tuniken sind verziert

Zum Vergleich noch eine schlichte, naturfarbene Tunika. Es ist meine eigene, die ich sehr gerne trage, wenn ich als Bogenschütze an einer Feldschlacht teilnehme.
 Ihr Vorbild findet sie in unterschiedlichen Ausführungen auf dem Teppich von Bayeux. Dort sind helle/naturfarbene Tuniken zu sehen, die allesamt knielang und mal mit, mal ohne Reitschlitz gearbeitet wurden.

Es gibt sie mit Besätzen am Ausschnitt und an den Ärmelsäumen, aber auch ganz ohne oder nur mit Besatz am Ausschnitt.

Sowohl King Harold, als auch Reiter, Handwerker und Schiffsbesatzung werden in farblosen Tuniken dargestellt.

Bedeutung der Besätze? Ein Rangabzeichen?

Und das bewegt mich seit ein paar Tagen, weil ich das Buch zum Teppich mal wieder mehrfach durchgeblättert habe. Auf der Suche nach Erklärungen oder Schlussfolgerungen.

Es gibt diese Reitertuniken, aber auch Tuniken ohne Reitschlitze, mit Besätzen am Ausschnitt, dem Saum und den Ärmelsäumen.

Aber auch ohne Besätze an den Ärmeln. Und da frage ich mich, sind diese Besätze soetwas wie Rangabzeichen?

Oder ist nur der Stoff ausgegangen und hat nicht mehr für Besätze gereicht? Was aber für mich bei der Häufigkeit nicht schlüssig ist.

Leider habe ich keine Schriftquellen gefunden, die darüber Auskunft geben.
Weißt Du mehr darüber? Schreib´ gerne einen Kommentar unter diesen Beitrag.

Quelle: Der Teppich von Bayeux von David M. Wilson ISBN: 9783945330319

Diamantköper oder Rautenköper? Wo liegt der Unterschied?

1. Mär. 2023, Keine Kommentare

Sicher geht es dir auch so. Du hast recherchiert, dich für ein Jahrhundert, eine Region, einen Ort, ein Gräberfeld und eine Darstellung entschieden. Repliken der Grabinhalte wie Keramik, Bewaffnung, Schmuck usw. anfertigen zu lassen, ist verhältnismäßig leicht. Man braucht ja nur einen guten Handwerker, dem man eine Zeichnung und genaue Maße gibt und er kann ein Fundstück nahezu originalgetreu zum Leben erwecken.

Die richtige Stoffwahl

Schwierig wird es bei der richtigen Stoffwahl für die ausgesuchte Darstellung.

Neben der Farbe ist auch die richtige Webart entscheidend. Es gibt u.a. Leinwandbindung, Köperbindung, Fischgrat, Spitzgrat, Diamantköper, Rautenköper und noch einige andere. Man hat die Qual der Wahl.

Ein Kriterium, um den richtigen Stoff zu finden, ist die Darstellung selbst. Der einfache Handwerker wird einen Diamantköper getragen haben, weil er viel zu aufwändig und zeitinensiv in der Herstellung war. Er hätte sich sicher für eine einfache Leinwandbindung (Leinen) bzw. Tuchbindung (Wolle) entschieden.

Für das moderne Auge sind aber sowohl Diamant- als auch Rautenköper sehr attraktiv. Beide Webarten sehen nicht nur gut aus, sondern wirken auch sehr edel. Deshalb fällt die Wahl auch gerne auf die beiden und die Enttäuschung ist oft groß, wenn ich davon abrate, weil es schlicht nicht zur Darstellung passt.

Ich möchte mich zukünftig mehr auf die Unterstützung von Neulingen im Living History und Reenactment konzentrieren. Deshalb zeige ich kurz die optischen Unterschiede zwischen Diamant- und Rautenköper.

Wieviel Schäfte es zum Weben am Gewichtswebrahmen benötigt, wäre für den ersten Überblick zu tiefgründig.

Wird dem Einsteiger oder der Einsteigerin gesagt: "Für die Darstellung brauchst du einen Diamantköper" wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Rautenköper gekauft. Oft sind auch in Shops die Bezeichnungen falsch.

Deshalb kurz und knapp zusammengefasst, um dich vor einem Fehlkauf zu bewahren:

Der Rautenköper wird im Englischen auch Diamond Twill genannt. Die Linien, die die Raute bzw. den "Diamant" bilden, sind geschlossen. Sie stoßen an allen Spitzen zusammen und in der Mitte ist eine kleine Raute deutlich zu erkennen.


Der Diamantköper ist auf englisch der "Broken Diamond Twill". Und das ist auch die Eselsbrücke.


Broken = Gebrochen - Also, gebrochener Rautenköper

Die Linien stehen versetzt zueinander, bilden eine, in den Spitzen offene Raute und in der Mitte sind nur Punkte zu erkennen.
Ich hoffe, das hilft bei der Recherche schon ein bischen weiter.

Wie oft kommen diese Webarten überhaupt vor?

Ein kleiner Hinweis noch zur Häufigkeit der beiden Webarten Rauten- und Diamantköper. Oben hatte ich den Handwerker erwähnt, für den ein Diamantköper unerschwinglich war. Schauen wir uns das wikingerzeitliche Gräberfeld von Birka in Schweden an.

Dort wurden in über 1100 Gräbern 168 Textilrest gefunden. Davon sind 37 Diamant- und 9 Rautenköper. Allesamt bei weiblichen Bestattungen. (Quelle: Birka III - Die Textilfunde aus den Gräbern von Agnes Geijer).

Obwohl die Gräber in Birka hauptsächlich reich ausgestattet sind, kommen die beiden Webarten nur sehr selten vor. Es war also kein Stoff, der von allen Schichten getragen wurde und sehr sicher kam er damals nicht so häufig vor, wie wir ihn heute für die unterschiedlichsten Darstellungen bei Veranstaltungen sehen.

Hannyrdi - Zum 15. Jubiläum ein kleiner Rückblick

1. Dez. 2022, Keine Kommentare

Wenn mir vor 15 Jahren jemand gesagt hätte, dass ich heute immer noch historische Kleidung für Reenactment und Living History nähe, ich glaube, ich hätte ihn für verrückt erklärt. Daran war damals ja noch gar nicht zu denken.

2006 habe ich nach einem Besuch auf einem Mittelaltermarkt mit dem Hobby angefangen. Ich wollte es gleich "richtig" machen und Kleidung aus pflanzengefärbten Stoffen haben, die vollständig handgenäht waren. Viel Auswahl an passendenden Händlern konnte ich nicht finden und fing an, für mich und meine Tochter Stoffe zu färben und selber zu nähen. Durch meine Liebe zu Dänemark war auch meine erste Darstellung sehr schnell klar.

Dreieckskopftuch, falsche Perlen, Ärmel zu weit, keine Fibel am Ausschnitt usw., usw. ,aber der Anfang war gemacht.

2007 kamen plötzlich erste Anfragen, ob ich nicht auch Aufträge annehmen würde. Das ging ohne Gewerbe natürlich erst mal nicht, aber es dauerte nicht lange, bis ich mich dazu entschied, mutig zu sein und mich mit der Näherei selbsständig zu machen.

So finges es an. Auf Knien über den Boden rutschen für einen Zuschnitt

Der erste Auftrag war eine Tunika aus indigo-gefärbter Wolle, handgenäht:
Bei einem Mittelaltermarkt 2008 konnte ich sie dann auch an den Kunden übergeben. Er zieht sie an und - Ärmel zu kurz. Das war´s. Beim ersten Auftrag schon versagt. Aber nein, es stellt sich heraus, dass der Kunde selber zwei Maße vertauscht hat und es nicht meine Schuld war. Wir konnten uns darauf einigen, die Ärmel mit einem Besatz zu verlängern. Das Endergebnis ist auf dem Bild zu sehen. Ein holpriger Start, aber der Anfang war gemacht.

Bis 2010 blieb ich bei Aufträgen und Anfertigung für wikingerzeitliche Darsteller. Dann kam meine eigene Zweitdarstellung - eine Merowingerin im 7. Jahrhundert - dazu. Durch die eigene Weiterbildung konnte ich sehr schnell auch geschäftlich Kleidung für merowinger- und karolingerzeitliche Darstellungen anbieten. Zwei weitere eigene Darstellungen, u.a. eine keltische, folgten noch, wodurch ich auch hier wieder mein Sortiment erweitern konnte.

Während der Pandemie war es 2020 und 2021 fast mit Hannyrdi vorbei. Keine Veranstaltungen bedeutet auch, dass niemand neue Kleidung benötigt. Dazu kam eine völlig unerwartete Erkrankung, die mich körperlich und mental völlig aus der Bahn geworfen hat. Aber dank treuer Stammkundinnen und -kunden und einiger, an wieder stattfindende Veranstaltungen, Glaubenden, konnte ich die Näherei tatsächlich über die schwere Zeit retten.

Zum Glück bin ich mittlerweile zu 98% wieder gesund, aber dennoch habe ich meinen Ausrichtung für Hannyrdi völlig neu überdacht. Wie man an dem ersten Bild vielleicht erkennen kann, ist es angelehnt an ein römisches Vexillum, eine römische Standarte. Mein neuer Schwerpunkt in der Anfertigung für historische Kleidung liegt jetzt bei den Kelten und Römern. Das macht mir gerade sehr viel Spaß und ich lese und recherchiere gerade sehr viel zu diesen Themen. Auch meine eigene Darstellung ist mittlerweile hauptsächlich keltisch, die Kleidung der Merowingerin wird voraussichtlich nur noch wenige Male im Jahr aus der Kiste geholt.

Für Wikinger und Normannen nähe ich selbstverständlich auch noch, aber einige Produkte sind aus dem Sortiment geflogen, die in den letzten drei Jahren auch schon nicht oder nur sehr wenig angefragt wurden. Dazu schreibe ich aber ein ander mal mehr.

Jetzt möchte ich gerne noch Danke sagen. An alle Kundinnen und Kunden der letzten 15 Jahre, an alle, die mich immer unterstützt und an "Hannyrdi- Genähtes und Gesticktes" geglaubt haben. Ein riesengroßes Dankeschön. Ohne euch alle gäbe es meine kleine Näherei nicht und ich würde nicht hier sitzen und dies schreiben.

Ich freue mich auf viele weitere Jahre, tolle Projekte und wunderbare Aufträge.

Danke, einfach nur DANKE!




Der Rechteckmantel - Wie trägt man ihn eigentlich?

4. Okt. 2022, Keine Kommentare
Das werde ich oft gefragt und immer wieder gebeten, beim Anziehen zu helfen.

Es gibt einige Funde von Fragmenten sog. Prachtmäntel. Diese stehen aber hauptsächlich im germanischen Kontext und sind reich mit brettchengewebten Borten und Fransen verziert. Hier darf man auf Grund von Fibelfunden im rechten Schulterbereich von einer gefibelten Trageweise ausgehen.
Großer "Prachtmantel" mit Fransen. Im Schulterbereich doppelt gelegt.

Zur Römerzeit wurden solche Mäntel noch von Offizieren getragen. Genauso gefibelt. Der römische Soldat trug die schlichte Variante, einen Rechteckmantel, Sagum genannt, ebenfalls mit einer Fibel.

Zur Merowingerzeit fehlen diese Fibeln in den Männergräbern. Hier kann man vermuten, dass die Mäntel auf der Schulter mit Bändern geschlossen wurden. Abbildungen hierzu sind mir aber leider nicht bekannt.

Auf karolingerzeitlichen Abbildungen findet man die Fibeln auf der rechten Schulter wieder und z.B. in der Ottonik auch mit Bändern kombiniert.

Stuttgarter Psalter 820 - 830 n. Chr.

Hinweise auf Rechteckmäntel zur Wingerzeit finden sich in Gräbern, wenn Stoffreste als letzte, oberste Schicht auf dem Körper liegen. Wobei es sich aber auch um ein Leichentuch handeln könnte. Abbildungen von Männern mit kurzen Mänteln gibt es z.B. auf einem (Teppich)Fragment von Oseberg. In vielen wikingerzeitlichen Gräbern gibt es zudem, oftmals sehr prunkvolle, Fibelfunde im Schulterbereich, mit denen ein solcher Mantel gehalten wurde.
Teppich von Bayeux, 1066 n. Chr. - Rechteckmantel mit großer Fibel auf der rechten Schulter

Der Mantel wird so getragen, dass der Schwertarm frei bleibt. Die Fibel bzw. das Bändchen, sitzt auf der rechten Schulter. Das ist etwas, dass alle Abbildungen gemeinsam haben. Die Mantelträger sind allesamt Rechtshänder.

Du kannst den Mantel locker hängen lassen, ihn nobel über dem linken/rechten, angewinkeltem Arm tragen, oder ihn über die Schulter legen, um beide Hände frei zu haben.

Stuttgarter Psalter 820 - 830 n. Chr.

Heutzutage gibt es viele Linkshänder unter den Darstellern. Da sitzt die Fibel dann auf der linken Schulter und der linke Arm bleibt frei.

Dir fehlt noch ein passender Rechteckmantel für Deine Darstellung? Schreib mir über das Kontaktformular. Ich berate Dich gerne.

Neu im Sortiment - Peplos für Kinder aus Wolle oder Leinen

11. Jun. 2022, Keine Kommentare
Einen Peplos, mit oder ohne Umschlag (Apoptygma), weit oder schmal geschnitten, fertige ich für Frauen verschiedener Darstellungen schon sehr lange an.

Da wurde es langsam Zeit, sie auch für Mädchen jeden Alters anzubieten. An einem Peplos mit Umschlag hat man länger etwas, denn er wächst mit. Du kannst den Umschlag immer weiter verkürzen und vergrößerst so die Länge des Peplos. Das geht so lange, bis vom Apoptygma nichts mehr übrig ist. Ein Peplos kann aber ja auch sehr gut ohne getragen werden.

Dieses schöne Stück biete ich in meinem Shop zum Verkauf.
Wenn er Dir gefällt, sei schnell. Es ist ein Einzelstück, weil ich den Stoff so leider nicht mehr bekommen kann.

Zum Shop

Gerade weil Kinder so schnell wachsen, sind Kinderpeploi teilweise maschinengenäht, um die Kosten im Rahmen zu halten. Der obere und untere Saum werden aber per Hand genäht sein. Auf Wunsch ist es aber natürlich auch möglich, ihn vollständg handgenäht zu bekommen.

Ein Peplos dient als Kleidung für Frauen und Mädchen der Kelten, Römer, war aber auch in der Völkerwanderungszeit noch modern.


Zwei unterschiedliche Peploi aus Leinen für Damen findest Du übrigens auch  in meinem Etsy-Shop:

Grünen Peplos jetzt kaufen!



Weißen Peplos jetzt kaufen!

Nicht die richtige Farbe? Schreib mir eine Nachricht über das Kontaktformular mit Deinen Vorstellungen und ich berate Dich gerne.

7 Tipps für den leichteren Einstieg in das Hobby Living History

9. Mai. 2022, Keine Kommentare

Die Mittelaltermarkt-Saison ist in vollem Gange. Endlich. Nach 2 Jahren, in denen so gut wie alle Veranstaltungen abgesagt werden mussten, können wir dieses Jahr die Zelte aufbauen, Feuerstellen ausheben (wo erlaubt), gemütlich mit unseren Freunden zusammensitzen, für interessierte Besucher Geschichte erlebbar und begreifbar machen.

Vor 16 Jahren habe ich mit diesem schönen Hobby nach dem Besuch eines Mittelaltermarktes angefangen. Ich wusste nach 10 Minuten Umherlaufen und in die Lager schauen, dass das mein neues Hobby sein soll. Doch wie fängt man an?

Geht es Dir genau so?

Dann habe ich hier ein paar Tipps für Dich, die Dir den Einstieg erleichtern.


1. Überlege Dir, welche Darstellung Du machen möchtest.

Keltisch, römisch, merowinger-, karolinger-, wikingerzeitlich, normannisch, slawisch? Es gibt so viele Möglichkeiten.

2. Warum gerade diese Darstellung? Was spricht dafür, was dagegen?

Bevor Du Dich entscheidest, überlege Dir, was für oder gegen eine Darstellung spricht. Möchtest Du ein "Wikinger", eine "Wikingerin" sein, weil es alle machen, und die Kleidung gut aussieht? Oder hast Du vielleicht einen familiären Bezug dazu, lebst in einer Region, in der die "Wikinger" damals unterwegs waren?

Wohnst Du dort, wo früher die Westslawen gesiedelt haben? Wunderbar, recherchiere doch mal in diese Richtung.

Wurden im Wohnort Deiner Großeltern unzählige keltische Funde bei Bodenarbeiten entdeckt? Perfekt, eine Keltendarstellung liegt damit doch ganz nah.

Nur ein paar Kilometer von Deinem Wohnort gibt es eine römische Ausgrabung? Schau doch mal, ob Du Informationen über die Fundstücke findest.

3. Finde eine Zeitspanne und eine Region

"Ich stelle einen Römer zwischen 50 v. Chr. und 250 n. Chr. dar"
So bitte nicht!
Römer allein ist schon viel zu allgemein. Grenze es ein, auf eine Region, eine Stadt. Die Zeitspanne ist auch viel zu groß. Sowohl in der Kleidung, als auch in der militärischen Ausstattung, gab es so viele Veränderungen, dass man sie gar nicht glaubhaft an einer Person tragen kann. Grenze auch hier ein.

So könntes es sich dann anhören:

"Ich stelle einen römischen Legionär dar, der im 2. Jahrhundert nach Chr. am obergermanisch-rätischen Limes, im Kastell Abusina stationiert war"

Viel besser, oder?

4. Recherchiere gründlich

Jetzt weißt Du, was und wer Du sein möchtest, und wo diese Darstellung angesiedelt ist. Ab sofort beginnt die Recherche. Gibt es Museen in dieser Region? Besuche sie! Gibt es Literatur zum Thema? Lies sie! Findet sich in einem Buch keine passende Information, gibt es in den Quellenangaben weitere Literatur, die Dich näher zum Ziel führen. Je genauer Du recherchierst, um so besser wird Deine Darstellung sein.

Welche Stoffe wurden getragen, wie und womit wurden sie gefärbt? Wie sahen die Schnitte der Kleidung aus und wie heißen die einzelnen Kleidungsstücke? Tunika, Focale, Paenula, Udones usw.  Und vergiss nicht die Alltagsgegenstände. Erst die kleinen Dinge wie Handwerkszeug, Geschirr usw. runden alles erst stimmig ab. Die richtige Ernährung nicht zu vergessen.

5. Tausche Dich mit anderen aus - Hab keine Angst!

Wenn Du noch keinen Anschluss an eine Gruppe gefunden hast, tausche Dich über die Sozialen Medien aus. Stell Deine Fragen und hab keine Angst vor den Antworten. Hast Du Dir z.B. ein merowingerzeitliches Grab ausgesucht, dass Du rekonstruieren möchtest und bist Dir über die Anordnung einzelner Nieten und deren Funktion nicht im Klaren, können Dir mehrere Meinungen helfen, eine Lösung zu finden (Achte aber immer auf das Copyright) In der Regel sind die Antworten auch freundlich und wohlwollend, solange man nicht wissen will, wie man ein Schulterfell und Unterarmschoner aus Leder zu einer Wikingerdarstellung kombinieren kann ;-) Und ganz wichtig. Nimm Aussagen nicht einfach als gegeben hin. Überprüfe alles und mache Dir Dein eigenes Bild.

6. Kontaktiere Handwerker

Wenn Du handwerklich geschickt bist, ist das für dieses Hobby von großem Vorteil, aber es gibt mittlerweile so viele wunderbare und talentierte Handwerker, dass Du nicht alles können musst, um eine gute Darstellung zu erreichen.

Zuerst kommt die Kleidung, dann das Schwert! Was nützt es einem slawischen Kämpfer, wenn er nackt auf dem Schlachtfeld steht, nur mit einem Schwert in der Hand? Oder einem Bogenschützen, mit nichts bekleidet, außer seinem Köcher und dem Bogen? Und die Dänin trägt nur Glasperlen und vergoldete Fibeln?

Woll- und Leinenstoffe für die Bekleidung bekommst Du über´s Internet oder bei den Händlern auf Mittelaltermärkten. (Achte aber darauf, dass kein Polyester beigemischt ist!) Wenn Du mit den Schnitten nicht weiter weißt, lass Dich von erfahrenen Nähern und Näherinnen beraten. Wenn Du nicht nähen kannst, fertigen sie die Kleidung für Dich an.

Möchtest Du mit Deiner Ausstattung Museumsqualität erreichen, brauchst Du Repliken von original Fundstücken. Schuhe, Schmuck (Fibeln, Glasperlen, Gürtelbeschläge), Keramik, Messer, uvm. Bei Veranstaltungen triffst Du auch die unterschiedlichsten Handwerker. Zeig ihnen die Kopie von einem Originalfund - viele können ihn nacharbeiten.


7. Stück für Stück

Du brauchst nicht alles auf einmal. Geh es langsam an. Stück für Stück. Vielleicht fängst Du mit einer einfachen Darstellung an,. Farblose oder naturbraune Kleidung ohne Schmuck, als Kämpfer nur mit einem Stock oder Speer. Bunte Farben, Silberfibeln, edle Stoffe, Kettenhemd und Schwert kommen dann mit der Zeit. Versprochen :-)

Ich hoffe, dieser kleine Leitfaden erleichtert Dir den Einstieg in ein wunderbares Hobby Wenn Du Fragen zur Kleidung oder den anderen Punkten hast, schreib mir gerne eine Nachricht über das Kontaktformular. Und jetzt wünsche ich Dir viel Vergnügen bei der Recherche.

Die erste Maßanfertigung über meinen Etsy-Shop

28. Dez. 2021, Keine Kommentare
Im letzten Eintrag hatte ich es ja schon angekündigt und deshalb schreibe ich heute einmal über die erste maßgefertigte Tunika, die ich im September über meinen Etsy-Shop verkauft habe.

In meinem Shop biete ich ja nicht nur fertige Stücke wie Rasquert-Kappen, römische Kleidung, brettchengewebte Gürtel uvm. an, sondern man kann dort auch Maßanfertigungen kaufen.

Im Shop nennt es sich "Spezialanfertigung". Der Ablauf ist eigentlich ganz einfach und weicht nicht sehr von einer Bestellung per Email ab. Ich bekomme eine Nachricht mit den Wünschen und Vorstellung, berate dazu ausführlich, bekomme die Körpermaße, berechne den Stoffbedarf und erstelle dann, bei Auftragserteilung, ein Produkt, dass im Etsy-Shop hochgeladen wird. Etsy teilt den Link dorthin automatisch per Nachricht mit und die auftraggebende Person legt es in den Warenkorb und schließt die Bestellung mit der Bezahlung ab. Ganz einfach und unkompliziert.

Und so war es auch mit dieser Haithabu-Tunika. Es war ein bischen tricky, beim ersten Mal herauszufinden, wie die Abläufe sind und wo ich was einstellen und hochladen musste. Dementsprechend nervös war ich. Aber es lief ganz reibungslos ab. Der Kunde hat sich die Tunika aus Leinen gewünscht, in einem curry-gelb und mit einem Zierstreifen am Ausschnitt. Während der Beratung hatten wir vereinbart, dass ich den Stoff bestelle und dann ein Foto mit passenden Reststoffen schicke, die meiner Meinung nach gut zu dem Curry passen. An Hand der Bilder entschied sich der Kunde für dieses helle Grün, dass ich mit hellgrünem Leinengarn gerne am Halsausschnitt aufgenäht habe.

Diese Farbkombination hat mir viel Spaß gemacht, ist sie doch nicht alltäglich. Die Tendenz liegt ja eher bei Braun, Grün und Blau. Zwei rote Haithabu-Tuniken durfte ich auch schon anfertigen, aber dieser strahlende Gelbton war neu.
Sobald die Spezialanfertigung fertig ist, wird dem Käufer oder der Käuferin der Versand mitgeteilt und eine Sendungsnummer durchgegeben. In einer Email rutscht es mir schon mal durch, die Sendungsnummer anzugeben, aber bei Etsy gibt es eine Maske in die solche Informationen eingetragen werden. Das ist nicht nur sehr kunden- sondern auch verkäuferfreundlich. So wird nichts vergessen und niemand muss nachfragen.

Wenn das System funktioniert :-) teilt mir Etsy auch mit, dass die Lieferung zugestellt wurde. Die Tunika war tatsächlich schon am nächsten Tag da und

ich darf den zufriedenen Kunden zitieren:

"Sehr schöne Arbeit wie Tunika von Andrea. Andrea ist sehr hilfsbereit was Beratung und Stoffe angeht. Beantwortung von Fragen liegen meist unter 24  Stunden. Ich bin sehr begeistert von Andrea als Mensch und ihrer tollen Arbeit. Vielen Dank Andrea für diese schöne Tunika. Grüße U."

Ich bedanke mich für diesen wunderbaren Auftrag, der eines meiner Highlights in diesem Jahr war und freue mich auf viele weitere Verkäufe in meinem Shop.

Schau doch mal im Shop vorbei!

Für dieses Jahr war das auch schon der letzte Beitrag in diesem Blog. Nächstes Jahr starte ich mit einem Ausblick in die Saison 2022 und berichte darüber, wovon es bei Hannyrdi in Zukunft mehr geben und was sich ändern wird. Bis dahin wünsche ich euch einen guten Rutsch ins neue Jahr, einen gesunden Start und alles Gute.

Andrea


Krankheitsbedingte Pause - Ein Rückblick

11. Dez. 2021, Keine Kommentare
Am 15. Juli habe ich hier zum letzten Mal geschrieben. Seit dem ist einiges passiert und ich bin gar nicht mehr zum Schreiben gekommen. Ich hatte noch einen dreiteiligen Auftrag, der bis Mitte August unbedingt fertig werden sollte. Der Kunde wollte die Ausstattung aus Tunika, Pluderhose und Skjoldehamn-Gugel so gerne zu einer internen Veranstaltung tragen. Leider kam es nicht mehr dazu. Eigentlich war alles fertig. Ich hätte an der Hose nur noch das Zugband in den Tunnelzug einfädeln, alles bügeln, fotografieren, verpacken und verschicken müssen. Aber das habe ich nicht mehr geschafft.

Was war passiert?

Samstags beim Einkaufen hatte ich plötzlich so starke Schmerzen in der Leiste, die bis zum Knie und über die Hüfte ausgestrahlt haben. Ich konnte kaum Laufen, musste immer wieder stehen bleiben, den Schmerz abklingen lassen. Zuhause war ich nur froh, mich hinsetzen zu können. Dann war es auch gut. Aber es wurde so schlimm, dass das linke Bein dick wurde. Und donnerstags waren dann die Zehen blau. Die Folge: Eine notfallmäßige Einweisung ins Krankenhaus durch den Hausarzt.

Nach sechs langen Tagen und vielen Untersuchungen war klar, schonen, Bein hochlegen und schnellstmöglich einen OP Termin vereinbaren um die Ursache entfernen zu lassen. Wieder zuhause war natürlich das Erste? Richtig. Die Ausstattung für den Wikinger.Leider vom Bett aus fotografiert, aber ich hoffe, es ist zu erkennen. Die Stoffe hatte der Kunde zur Verfügung gestellt. Blaues, schweres Leinen für die Tunika, ein Leinen-Wollgemisch in Fischgratbindung für die Pluderhose und ein rot-melierter Wollstoff, ebenfalls Fischgrat, für die durch den Skjoldehamn Fund inspirierte Gugel. Ich hoffe, ich bekomme ein Tragebild vom Auftraggeber. An der Puppe und mit dem schlechten Licht fotografiert, wirkt es nicht so schön, wie die Kleidungsstück in natura waren.
Nachdem dieser Auftrag verschickt war, habe ich den restlichen August bis etwa Mitte September so gut wie nur im Bett verbracht. Ich konnte und durfte nicht lange stehen, arbeiten war nicht möglich.

Mitte September kam dann mein erster Auftrag für eine maßgefertige Tunika Typ Haithabu über meinen Etsy-Shop rein. Aber dazu im nächsten Blogeintrag mehr.

Ich konnte die Anfertigung machen, war aber völlig verausgabt, so dass ich weiter entschied, keine großen Stücke anzufertigen. Das bleibt auch noch bis Anfang-Mitte Januar so. Meine OP war am 16. November und ich erhole mich immer noch davon. Nadelgebundene Mützen, Pileus pannonicus, Rasquertkappen, Focale und auch eine römische Palla sind aber ab sofort wieder bestellbar. Alles weitere an Kleidungsstücken muss aber leider noch bis nächstes Jahr warten.

Du brauchst ein Geschenk zu Weihnachten/Jul? Oder bist auf der Suche nach Zubehör für Deine eigene Darstellung? Schau doch mal in meinem Shop vorbei. Vielleicht ist ja etwas passendes dabei.

Hannyrdi - Etsy Shop. Viel Spaß beim Stöbern.

Grundausstattung für den römischen Legionär im 1./2. Jahrhundert

5. Jul. 2021, Keine Kommentare


1. Die Untertunika aus Leinen und Übertunika aus Wolle:

Im 1./2. Jahrhundert n. Chr. trugen römische Männer Tuniken mit sog. Scheinärmeln. Der Schnitt war so weit, dass beim anlegen eines Gürtels der Eindruck entstand, die Tuniken hätten Ärmel. Die Länge der Tunika reichte ohne Gürtel meist etwa bis Mitte Wade, konnte aber auch länger sein. Diese Überlänge wurde mit dem Gürtel verkürzt und der Stoff so über den Gürtel gezogen, dass die Tunika in einen weiten Bausch fällt und den Gürtel völlig verdeckt. Deshalb lässt sich an Hand von Mosaiken, Grabstelen oder Säulen leider nicht sagen, welcher Art der Gürtel war. Es gibt aber Statuen, an denen im Halsbereich zu erkennen ist, dass zwei Kleidungsstücke übereinander getragen wurden. Und es gibt Abbildungen, die einen zweiten Saum unter der Überkleidung sehen lassen. Es gilt Leinen als "Unterwäsche" und Wolle als wärmende Kleidung obendrüber. Funde von koptischen Tuniken sind aus Leinen und durch ihre reichen Verzierungen darf man davon ausgehen, dass sie als Oberbekleidung getragen wurden. Hier gebe ich aber die klimatischen Bedingungen in den koptischen Gebieten zu bedenken.

2. Die Focale:

Eine Focale ist ein Schal /  Halstuch, dass den Hals vor Verletzungen durch die Panzerung/Lorica schützt. Auf Grabstelen und Säulen sieht man regelmäßig Soldaten (aber auch Zivilisten) die so ein Halstuch tragen. Aus Wolle ist sie stabiler und hält den Hals auch bei Märschen im kühleren Wetter warm. Leinen ist aber auch für eine Focale denkbar. Allerdings sollte man bedenken, dass Leinen Feuchtigkeit anzieht und man so ein feuchtes (Schweiß) oder nasses (Regen) Stück Stoff um den Hals trägt, dass keinerlei wärmende Funktion hat.

3. Die Paenula

Die Paenula ist der warme Mantel, den der Legionär über der Rüstung tragen kann. Die Kapuze ist so groß, dass sie auch über den Kopf mit aufgesetztem Helm passt. Auf der Brust ist die Paenula einige cm zugenäht, damit der Träger die Hände frei hat und keine Fibel verwendet werden muss. Verarbeitet wird idealerweise Loden, der wasserabweisender ist und auch nass noch wärmt.

4. Die Caligae

Von diesen Lederschuhen gibt es zahlreiche Funde. Sowohl das erhaltene, vielfach durchbrochene Oberleder, als auch unzählige Nägel, die von den genagelten Sohlen stammen. Selbst wenn das Leder vergangen ist, bleiben doch die Sohlennägel übrig. Abbildungen von Caligea tragenden Soldaten gibt es z.B. auf der Trajanssäule.

Ich möchte eine Maßanfertigung - Wie ist der Abblauf?

29. Jun. 2021, Keine Kommentare
Diese Frage stellst Du Dir bestimmt, wenn Du Dir bei mir Kleidungsstücke nach Deinen Wünschen und Maßen anfertigen lassen möchtest. Deshalb habe ich hier eine kurze Übersicht über den Ablauf.
1.)

Wenn Du mir eine Nachricht schreibst, erzähle mir darin schon so genau es geht von Deinen Wünschen und Vorstellungen. Weißt Du schon, welches Material Du möchtest, z.B. Wolle oder Leinen, vielleicheicht auch schon, welche Webart es sein soll (Leinwandbindung, Diamantköper usw. )? Hast Du genaue Farbvorstellungen? Für welche Darstellung, Zeit und Region möchtest Du die Anfertigung haben? Je genauer Deine Beschreibung ist, um so genauer kann ich Dich beraten.

Und fallst Du noch nicht so genau weißt, wohin die Reise gehen soll, dann reicht es auch, mir z.B. Wikinger oder Römer als Schlagwort zu geben. Den Rest finden wir gemeinsam raus.

Schon während meiner Beratung nenne ich Dir die Preise für die Anfertigung zzgl. der Stoffpreise und Portogebühren.


2.)

Nach der Beratung fange ich an, die Stoffe nach Deinen Vorstellungen zu suchen. Es sei denn, Du hast selbst schon Stoffe gekauft. Diese kannst Du mir natürlich zur Anfertigung schicken. Ich habe kein Stofflager und bestelle Deine Stoffe ganz individuell für Dich. Du bekommst Fotos und Links von meinen Vorschlägen und kannst Dir ganz in Ruhe den richtigen Stoff für Dich auswählen.

3.)

Parallel dazu frage ich Dich nach Deinen Maßen. Du bekommst eine Liste mit allen Maßen, die ich von Dir für die Anfertigung brauche, mit genauer Beschreibung, wo Du messen musst. Sollte etwas unklar sein, kannst Du jederzeit nachfragen, ich erkläre es gern genauer.

4.)

Mit den Maßen berechne ich den Stoffverbrauch. Dadurch ergibt sich dann auch der Gesamtwert Deines Auftrages. Diesen Wert teile ich Dir per Mail schriftlich mit. Wenn Du einverstanden bist, erhältst Du eine ordentliche Auftragsbestätigung von mir, ebenfalls per Mail.

5.)

Nach dem Geldeingang auf meinem Konto bestelle ich die Stoffe und wasche und bügle sie nach der Lieferung. Wenn Du mir Deine eigenen Stoffe schickts, wasche sie bitte vorher! So läuft Dein neues Kleidungsstück bei der Wäsche nicht ein. Ich rate aber immer zur Handwäsche. Für Einlaufen, Verfärben usw. übernehme ich keine Haftung!

6.)

Wenn Dein Auftrag fertig ist, informiere ich Dich und schicke Dir auch gerne Fotos zu, wenn Du das möchtest. Sobald das Paket bei der Post ist, gebe ich Dir Bescheid und teile Dir die Sendungsnummer der Lieferung mit.

Ab diesem Zeitpunkt warte ich gespannt auf Deine Rückmeldung und hoffe, dass Dir Deine neue Kleidung gefällt und passt.

Du bist überzeugt und möchtest eine Maßanfertigung von mir? Das freut mich sehr. Schreib mir gerne eine Nachricht über das Kontaktformular.


Römische Untertunika, Übertunika und Focale

26. Jun. 2021, Keine Kommentare
Bei Facebook und Instagram habe ich es schon öfter mal erwähnt, dass ich sehr gerne mehr für Darsteller der Römerzeit nähen möchte. Die vielen Statuen, Grabstelen, Mosaike usw. sind so inspirierend und laden förmlich dazu ein, die dargestellten Kleidungen zu rekonstruieren, bzw. nachzunähen.

Und so freue ich mich immer sehr, wenn ich wieder einen Auftrag für eine römische Ausstattung bekomme. Diesmal war es wieder für einen Darsteller des 1./2. Jahrhunderts n. Chr. Der Kunde wollte eine Untertunika aus weißem Leinen mit Scheinärmeln, eine Übertunika mit Scheinärmeln aus roter Wolle und eine rote Focale.Die Untertunika ist nur an den Ärmelöffnungen und am Ausschnitt zu sehen. Am Saum blitzt sie nicht hervor. Sichtbare "Unterwäsche" ist auch an verschiedenen Statuen zu erkennen. Das könnte künstlerische Freiheit sein, aber da die Statuen und Stelen sehr Detailgetreu sind und mit größter Wahrscheinlichkeit echte Lebensbilder darstellen, kann man davon ausgehen, dass es zur Zeit der Römer nicht verpöhnt war, die Unterkleidung zu zeigen.

Für die Handnähte habe ich gebleichtes Leinengarn an der Untertunika und krappgefärbtes Wollgarn für die Übertunika und Focale verwendet.Die Focale ist aus dem gleichen Stoff angefertigt, wie die Übertunika. Sie soll dazu dienen, den Hals vor Verletzungen durch die Lorica (Panzerung) zu schützen. Du hast eine historische Römerdarstellung und bist auf der Suche nach der passenden Tunika dazu? Oder benötigst Du für Deinen Römer eine Paenula, eine neue Palla für Deine Frau oder ein Sagum? Schreib mir Deine Vorstellungen zur neuen Kleidung per Email oder über das Kontaktformular Ich berate Dich gerne unverbindlich.

Die Rasquert-Kappe oder auch Friesenkappe

20. Jun. 2021, Keine Kommentare
Bei Wikinger- und Friesendarstellern ist diese Kappe sehr beliebt. Ihr Schirm, der die Kopfbedeckung sehr modern aussehen lässt, schützt die Augen nicht nur bei der Feldschlacht vor der Sonne. Mittlerweile scheint sie auch zum Erkennungssymbol in so manchem Kämpferbund geworden zu sein. Man sieht sie ihn unterschiedlichen Farben, manchmal sogar zweifarbig, mit buntem Innenfutter.

Aber wie war eigentlich das Original?

Leider gibt es dazu nicht viele Informationen. Gefunden wurdde die Kappe in den heutigen Niederlanden und datiert ins 8./9. Jahrhundert. Verwendet wurde ein feiner Diamantköper mit 17 x 9 Fäden pro cm und die Krone ist mit einer Ziernaht versehen, für die rotes Garn verwendet wurde. (Early medieval textile remains from settlementsin the Netherlands. An evaluation of textileproductionChrystel R. Brandenburgh ).

Ich habe schon einige Varianten dieser Kappe angefertigt:

Ungefüttert mit Ziernaht

Gefüttert mit Leinen

Aus Diamantköper, gefüttert und mit Ziernaht

Außerdem gibt es auch Überlegungen, dass die Kappe mit dem Schirm nach hinten getragen wurde. Etwa um den Nacken vor Sonnenbrand zu schützen.

Was meinst Du dazu? Schreib mir gerne einen Kommentar mit Deiner Meinung zu dieser Trageweise.

Im Moment habe ich eine handgenähte Mütze auf Lager. Mit Klick auf das Bild kommst Du direkt zu meinem Etsy-Shop und kannst sie dort kaufen.

Wenn Du Interesse an Deiner eigenen Kappe nach Rasquert hast, schreib mir gerne eine Nachricht über das Kontaktformular mit Deinen Vorstellungen und Deinem Kopfumfang. Ich fertige Dir gerne Deine persönliche Kappe an.

Neu! Kleidung für Selbernäher

21. Mai. 2021, Keine Kommentare

Du möchtest ein Kleidungsstück mit historischem Schnitt, hast aber keine Ahnung, wie Du das bewerkstellingen sollst? Du hast Dir einen tollen Stoff gekauft und traust Dich nicht den ersten Schnitt zu machen? Du kannst nicht so viel Geld für ein vollständig handgenähtes Kleidungsstück ausgeben, hast aber keine Nähmaschine, möchtest deshalb die Tunika, das Kleid etc. von einer Schneiderin anfertigen lassen, aber gerne auch etwas selber nähen?

Dann habe ich ab sofort genau das richtige Angebot für Dich.

Die Kleidung für Selbernäher.

Ich fertige den Zuschnitt an, nähe mit der Maschine die innenligenden Verbindungsnähte und Du versäuberst die sichtbaren Nähte selbst.

Du bekommst eine Anleitung von mir und farblich passendes Nähgarn. Wenn Probleme auftreten sollten, beschreibst Du es mir per Email, am Besten mit einem aussagekräftigen Foto und ich helfe Dir per Ferndiagnose weiter.

Eine bebilderte Anleitung für den Halsausschnitt findest Du auf meiner Facebook-Seite:

Halsausschnitt versäubern

Das Angebot gilt für alle Kleidungsstücke aus meinem Sortiment. Egal ob keltisch, römisch, merowingisch/karolingisch oder wikingisch. Sprich mich gerne darauf an.Vorerst allerdings nur für unverzierte Kleidung. Für das aufnähen von Besätzen habe ich meine eigene Technik und muss mir erst noch Gedanken dazu machen, wie auch das Aufnähen von Besätzen für Dich zum selber nähen bequem und ohne Umstände realisierbar ist.

Habe ich Dein Interesse geweckt? Schreib mir eine Email oder eine Nachricht über das Kontaktformular. Ich berate Dich gerne.

Kurzer Ausflug ins 15. Jahrhundert - Pilgermantel

14. Mai. 2021, Keine Kommentare
"Und da Du so gerne Mäntel nähst..." - So endete eine Kundenanfrage für einen Pilgermantel, passend zu einer spätmittelalterliche Pilgerdarstellung.

Ja, ich nähe gerne Mäntel, sehr gerne sogar. Rechteckmäntel, Halbkreismäntel, Prachtmäntel mit Fransen und das weibliche Gegenstück dazu, Schultertücher.

Aber einen Pilgermantel für´s 15. Jahrhundert? Das ist absolut nicht mein Fachgebiet.

Der Kunde will an der "Pilgrimage 21" teilnehmen, die heute startet und von "The Company of St. George" organisiert wird. Er hat im Vorfeld viel recherchiert und auch die Company hat einen Kitguide über Pilgerausstattung auf ihrer Homepage. Darin enthalten ist eine Schnittzeichnung und verschiedene Bilder zur Trageweise eines solchen Mantels, u.a. dieses:

Ich habe dazu auch noch weiter recherchiert und ein Bild gefunden, auf dem zu sehen ist, dass diese Art Mäntel nicht nur auf der Schulter geschlossen getragen werden, sondern auch, mit der Knopfreihe vorne auf der Brust. Die Anzahl der Knöpfe variiert. Von 2 bis 9 Stück habe ich es auf Gemälden gesehen, aber in Absprache mit dem Kunden sollten es drei Stück werden.
Und der Kitguide schlägt einen 3/4-Kreis oder Vollkreis für einen Pilgermantel vor, deren Länge zwischen Knie und Wade liegen kann. In diesem Fall sollte es ein langer Vollkreismantel werden.

Dazu brauchte ich keine Kenntnisse zur sonst sehr komplexen spätmittelalterlichen Schnittführung und freute mich über den interessanten Auftrag. Im Anschluss fand der Kunde eine Färberin, die 6 Meter Loden mit Krapp färbte und schickte den Stoff in zwei Paketen zu mir. Der Zeitplan war knapp bemessen, und natürlich, wie könnte es anders sein, wurde eins der Pakete fehlgeleitet und ich hatte nur 3 Meter Stoff hier. Nach kurzer Aufregung kam das Fehlende aber dann zwei Tage später doch noch. Und auch das passende Nähgarn war mit dabei.

Die zwei Halbkreise waren schnell zugeschnitten. Mit einer Naht über den halben Durchmesser werden sie verbunden und ein voller Kreis entsteht. Für einen sauberen Saum habe ich die Schnittkanten doppelt umgelegt und mit Überwendlingsstichen versäubert.
Nach über 13,5 m Handnaht mit über 4000 Stichen fehlten nur noch die Stoffknöpfe und Knopflöcher. Die Knöpfe werden nicht, wie wir es heute machen, auf den Stoff genäht, sondern mit einem Füßchen an der Kante angenäht.
Und so sieht das fertige Stück aus. 3 kg schwer und mit einem Saumumfang von über 9 Metern:
Du brauchst für Deine nächste Pilgerreise auch noch einen solchen Mantel? Gerne nähe ich ihn Dir. Schreib mir eine Email oder Nachricht, ich berate Dich gerne.

Römische Tunika mit Scheinärmeln und Braccae

1. Mai. 2021, Keine Kommentare
Diese römische Ausstattung ging gestern zur Post und ist auf dem Weg zum Kunden:

Eine Tunika dieser Art wurden im 1./2. Jahrhundert n. Chr. von römischen Soldaten, aber auch von der zivilen Bevölkerung getragen.

Sie hat sog. Scheinärmel, d.h. die Tunika hat keine angenähten Ärmel, wie wir sie aus späteren Zeiten kennen, sondern ist sehr weit und überbreit geschnitten.


Dadurch entsteht beim Tragen der Eindruck, das Kleidungsstück hätte kurze Ärmel.

Auf Grabstelen und Säulen, z.B. der Traiansäule, kann man auch die Tragweise sehr gut erkennen. Die Tunika wird immer mit einem großen Bausch im Bauchbereich getragen, wobei ein Gürtel nie zu sehen ist. Damit der Bausch schön fällt, muss die Tunika lang genug sein. In diesem Fall reicht sie dem Kunden bis zur Wade. Dadurch ist genug Stoff vorhanden, um ihn nach dem Gürten nach oben über den Gürtel zu ziehen und so den typischen Bausch zu erhalten.

Welcher Gürtel verwendet wurde, ist spekulativ. Weil er nie zu sehen ist, lässt sich auch an Hand der Säulen und Grabstelen nicht sagen, ob es sich um einen Leder- oder textilen Gürtel handelt. Ich habe für dieses Foto einen kurzen, naturfarbenen, brettchengewebten Gürtel verwendet.


Zusätzlich zur Tunika bekommt der Kunde eine Braccae aus naturbrauner Schurwolle. Diese kurze Hose reicht bis Mitte Wade. Leider lässt sich auch über diesen Schnitt nicht viel sagen. Einen textilen Fund, der eindeutig als Braccae gedeutet werden kann, gibt es für das 1./2. Jahrhundert leider nicht. Zusammen mit dem Kunden haben wir uns daher für den Schnitt der Thorsberghose II entschieden, der entsprechend verkürzt wurde.

Wenn Du Interesse an einer ähnlichen Ausstattung hast, schreib mir bitte eine Nachricht. Ich berate Dich gerne.

Endlich ist es soweit. Die neue Website ist online!

20. Apr. 2021, Keine Kommentare


Seit 2007 hatte ich eine Website, die ich sehr mochte. Viele Stunden Arbeit steckten darin. Farbgestaltung, Texte schreiben, Bilder sortieren usw., usw.  Die Seite war viele Jahre aus meiner Sicht optimal und ich habe sie immer wieder aktualisiert.

Doch dann, ganz plötzlich, war der Host nicht mehr erreichbar und ich konnte keine neuen Bilder mehr hochladen. Dann kam noch dazu, dass die Seite nicht Mobile-fähig war.

Und weil ich aktuell sehr an meiner Sichtbarkeit arbeite, aktiv bei Instagram bin, seit 2014 eine Facebook-Seite habe und seit Kurzem auch Pinterest nutze, war es nur eine Frage der Zeit, bis die neue Website kommen musste.

Ein neuer Host war schnell gefunden und so habe ich wieder Nächte damit verbracht, diese Seite zu gestalten. Etwas, das nicht nur auf der Seite neu, sondern auch völliges Neuland für mich ist, ist dieser Blog. Ich will hier regelmäßig schreiben und bin schon sehr gespannt darauf, wie Dir meine Artikel gefallen werden.

Jetzt wünsche ich Dir aber viel Spaß auf meiner Seite. Schau Dich gerne und in Ruhe um. Lass Dich inspirieren, wenn Du auf der Suche nach einer Ausstattung für Deine Darstellung bist. Schreib mir, wenn Du Fragen hast, oder Dich beraten lassen möchtest.

Ich freue mich darauf, von Dir zu lesen.

Römische Paenula - Mit Knopfverschluss

6. Apr. 2021, Keine Kommentare

Auf Grabstelen und Siegessäulen findet man Männer, Zivilisten und Soldaten, die eine Paenula, einen rund fallenden Kapuzenmantel tragen. Nach diesen Abbildungen fertige ich eine Paenula normalerweise so an:

Auf der Brust wird die Paenula einige cm zugenäht. So hat der Träger die Hände frei.

Die Kapuze ist seperat angenäht und läuft spitz zu.

In diesem Fall hat sich der Kunde eine runde Kapuze gewünscht und einen Verschluss mit vier Knöpfen und Schlaufen, anstatt einer Naht.
Leider habe ich die Entstehung der abgerundeten Kapuze nicht in Bildern dokumentiert. Es war aber nicht so einfach, die Spitze abzurunden, ohne insgesamt an Größe zu verlieren. Entscheidend ist hier ja, dass der Legionär seinen Helm nicht absetzen muss, sondern dass die Kapuze groß genug ist, um über den aufgesetzten Helm zu passen. Ich habe mir das spitze Schnittmuster auf Stoff übertragen und im ersten Versuch nur die Spitze abgerundet. Zugeschnitten und mit Heftstichen genäht war ich aber mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Erst im zweiten Versuch, bei dem ich die Kapuze insgesamt um einige cm vergrößert hatte, war es möglich, eine schöne Rundung zu zeichnen, die sich auch später gut nähen ließ.

Ganz zum Schluss, nachdem alle anderen Nähte fertig und die Kapuze auch angenäht war, fing ich an, die Schlaufen für den Knopfverschluss zu nähen. 2 cm breite und 13 cm lange Streifen legte ich hierfür doppelt und nähte die Schnittkanten mit Überwendlingsstich zusammen. Anschließend wurden die Schlaufen flach gebügelt, so dass die Naht auf der Rückseite lag und auf der Vorderseite nicht zu sehen ist.

Dem Kunden gefielen als Verschluss Geweihspitzen sehr gut, die er mir zum Annähen zugeschickt hatte.

Wenn Du Interesse an einer römischen Paenula hast, egal ob mit Knopfverschluss oder mit Brustnaht, schreib mir eine Nachricht. Ich berate Dich gerne.


Der erste Eintrag - Willkommen

16. Mär. 2021, Keine Kommentare

Vor ein paar Jahren haben mir Freunde mal gesagt: "Du brauchst unbedingt einen Blog. Content hast Du doch genug." Ich habe damals nur den Kopf geschüttelt und war von der Idee nicht recht begeistert. Und jetzt, Jahre später, mache ich es doch.

Und so heiße ich Dich herzlich Willkommen auf meinem Blog und freue mich sehr darüber, dass Du diese Zeilen liest. Wahrscheinlich bist Du her gekommen, weil Du Dich für meine Arbeiten interessiert. Auch darüber freue ich mich. Bei Facebook und Instagram zeige ich immer nur kleine Ausschnitte oder Bilder von fertigen Stücken, mit nur wenig Text dazu. Hier wirst Du ausführlich über Details und Hintergründe zu aktuellen Aufträgen lesen und mir so quasi bei der Arbeit über die Schulter schauen können.

Wie arbeite ich, welche Materialien und Nähtechniken verwende ich, an welchen Funden orientiere ich mich? All diese Fragen möchte ich hier beantworten und noch viele mehr. Ich wiederhole mich, aber ich freue mich wirklich, dass Du da bist und hier liest. Und deshalb will ich Dich auch gar nicht länger aufhalten und wünsche Dir viel Spaß und Freude auf meinem Blog.

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    28. Dez. 2021
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