Der Vorstich in den Textilien von Hallstatt
Die Textilfunde aus dem Salzbergwerk von Hallstatt zählen zu den wichtigen archäologischen Belegen für die Textilverarbeitung in der Bronze- und Eisenzeit. Sie liefern wertvolle Informationen über Webtechniken, Materialien und Nähte, die verwendet wurden um die Kleidung der Kelten herzustellen. . Eine Nähtechnik ist der Vorstich, der in wenigen Fragmenten nicht nur als funktionale, sondern auch als dekorative Naht erkennbar ist.
Der Vorstich – Ausnahme oder Regel?
Der Vorstich ist eine der einfachsten Handnähte und gehört zu den grundlegenden Techniken in der Textilverarbeitung. Dabei wird die Nadel in regelmäßigen Abständen von unten nach oben und von oben nach unten durch den Stoff geführt, sodass auf der Oberseite eine gleichmäßige, aber unterbrochene, gestrichelte Linie aus sichtbaren Stichen entsteht.
Dennoch bleibt der Vorstich eine Ausnahme. Die dominierende Nahttechnik in Hallstatt ist der Überwendlingsstich, der sowohl zum Versäubern der Stoffkanten als auch zum Zusammennähen von Gewebeteilen eingesetzt wurde. Diese Nahtform bleibt über viele Jahrhunderte hinweg in der Textilverarbeitung aller Epochen vorherrschend.
Obwohl der Vorstich in den Hallstätter Funden vorkommt, gibt es keine Hinweise darauf, dass er weit verbreitet war oder systematisch als Verzierung oder Verbindungsnaht eingesetzt wurde. Er bleibt demnach eine seltene Erscheinung in der erhaltenen Textilarchäologie der Keltenzeit.
Der Vorstich in der historischen Textilverarbeitung
Der Vorstich ist in vielen Kulturen als grundlegende Nähtechnik bekannt und wurde über verschiedene Epochen hinweg genutzt. Seine einfache Ausführung macht ihn ideal für provisorische Nähte, Heftnähte oder dekorative Stiche. Allerdings ist er weniger stabil als andere Nahtarten und wurde daher auch durch eine weitere Naht mit Überwendlingsstich ergänzt (Textilfunde aus Haithabu).
Die dekorative Nutzung des Vorstiches in Hallstatt ist daher besonders interessant, da sie zeigt, dass auch einfache Stiche gelegentlich gestalterisch eingesetzt wurden.
Historische Funde und ihre Grenzen
Aber heißt das jetzt, dass man einen Zierstich überall an einem Kleidungsstück verwenden kann, nur weil er in einem Fundstück nachgewiesen wurde? Ich sehe das etwas streng und sage: Nein. Ein einzelner Fund bedeutet nicht zwangsläufig, dass eine bestimmte Technik weit verbreitet war oder systematisch in der Kleidungsgestaltung eingesetzt wurde.
Die Interpretation archäologischer Textilien erfordert immer eine genaue Betrachtung des Kontexts:
- Wo wurde die Naht angebracht?
- Welchen Zweck erfüllte sie?
- Gibt es vergleichbare Funde aus derselben Zeit oder Region?
Diese Fragen sind entscheidend, um textile Rekonstruktionen möglichst fundiert und authentisch zu gestalten. Doch das ist ein Thema für einen anderen Blogartikel.
Quelle:
Karina Grömer, (2010),
Prähistorische Textilkunst in Mitteleuropa: Geschichte des Handwerdes und der Kleidung vor den Römern, Naturhistorisches Museum Wien
Karina Grömer, Anton Kern, Hans Reschreiter, Helga Rösel-Mautendorfer, (2013), Textiles fromm Hallstatt. Weaving Culture in Bronze and Iron Age Salt Mines. Textilien aus Hallstatt. Gewebte Kultur aus dem bronze- und eisenzeitlichen Salzbergwerk
Römischer Legionär Ende 2. Jahrhundert - Langärmelige Tunika
Wieder durfte ich eine Kleidungsstück nach den Vorgaben eines Kunden anfertigen, das aktuell in einer Ausstellung zu sehen ist.
Die Tunika eines Legionärs am Ende des 2. Jahrhunderts, eine tunica manicata.
Besonders war bei diesem Projekt die enge Zusammenarbeit mit dem Kunden, der detaillierte Schnittzeichnungen und Vorgaben lieferte, damit die Tunika, seinen Vorstellungen entsprechend, so genau wie möglich umgesetzt werden konnte.
Die Zusammenarbeit mit dem Kunden
Der Kunde gab mir nicht nur detaillierte Schnittzeichnungen, die er selbst erstellt hatte, sondern schickte mir auch eine Zeichnung, die veranschaulicht, wie die Tunika während der Ausstellung präsentiert werden sollte.
Mit freundlicher Genehmigung von Mules-of-Marius.
Diese bildete die Grundlage für die Fertigung der Tunika, Lediglich die Farbe der Streifen und die Form am Saum wurden angepasst. Statt Lila/Purpur ein Lachsrot. Nachdem wir ein paar Stoffe verglichen hatten, fiel die Wahl auf hochwertige Wollstoffe von Tuch und Stoff (unbezahlte Werbung)
Ein besonderes Detail: Die separat angefertigten Ärmel
Ein interessantes Detail dieses Projekts war die Herausforderung, die Tunika an die spezielle Puppe anzupassen. Da es sich bei der Figur um eine aus Holz gefertigte Puppe handelt und nicht um eine Schneider- oder Schaufensterpuppe, musste die Tunika so angefertigt werden, dass sie problemlos angezogen werden kann.
Der erste Plan war, die Tunika aus einem Stück zu schneiden und den Großteil der Seitennähte offen zu lassen. So könnte man sie der Puppe über den Kopf ziehen und die Nähte nachträglich per Hand schließen.
Diese Idee wurde aber auf Grund der fehlenden Stoffbreite verworfen. Wir hätten einen Wollstoff mit einer Breite von mindestens 175 cm gebraucht, um die Tunika ohne Schulternaht anfertigen zu können. Da die übliche Webbreite bei 150 cm liegt, war es unmöglich, den Schnitt so umzusetzen.
Die Ärmel der Tunika wurden deshalb separat gefertigt, um das Anziehen der Puppe zu erleichtern. Der Kunde wird die Ärmel selbst annähen, sobald die Tunika der Figur übergezogen ist. Dies ist eine außergewöhnliche Herangehensweise, dieser "Trick" wird während der Ausstellung aber nicht zu sehen sein.
Rückmeldung des Kunden:
"Ich habe das Paket ausgepackt. So liebevoll verpackt, auch die Stoffreste beigelegt – eine Freude beim Auspacken.
Die Tunika passt prima (ich habe die beiden Arme aus Holz vor 2 Wochen mit aus dem Lager nach München gebracht, um sie gleich mit der Tunika auszuprobieren). Die dunkelroten Nähte am Saum und an der Schulter sind wunderhübsch … das hast Du wirklich ganz bezaubernd hinbekommen. Vielen Dank für die wunderschöne und termingerechte Arbeit."
T. Kurtz
Details der aufgenähten Streifen am Ärmel
Vielen Dank für diese schöne Rückmeldung. Es freut mich sehr, dass ich mit meiner Arbeit so begeistern konnte und bedanke mich herzlichst für den Auftrag und das Vertrauen in meine Arbeit und mich.
Wo ist die Tunika zu sehen?
In der Ausstellung
im Historischen Museum Regensburg vom 9. November 2024 bis 30. März 2025Mit freundlicher Genehmigung von Livia Faustina https://www.instagram.com/die_roemerei/
Interessant für Ihr Museum?
Wenn auch Sie Interesse an einer Tunika oder historischer Kleidung für eine Dauer- oder Sonderausstellung in Ihrem Museum haben, zögern Sie nicht, mich zu kontaktieren! Ich berate Sie gerne ausführlich. Schreiben Sie mir oder hinterlassen Sie einen Kommentar – ich freue mich darauf, gemeinsam mit Ihnen ein einzigartiges Stück zu erschaffen, dass Geschichte für Ihre Besucher und Besucherinnen lebendig macht.
Eröffnung des Heidengrabenzentrums: Historische Kleidung von Hannyrdi im neuen Museum
Tunika für Normannen - Die richtige Länge im 11. Jahrhundert
Ihr
Vorbild findet sie in unterschiedlichen Ausführungen auf dem Teppich
von Bayeux. Dort sind helle/naturfarbene Tuniken zu sehen, die allesamt
knielang sind.
Sowohl King Harold, als auch Reiter, Handwerker und Schiffsbesatzung werden in farblosen Tuniken dargestellt.Der Teppich von
Bayeaux bietet eine Vielzahl solcher Beispiele, natürlich auch in
anderen Farben.
Weitere Varianten dieser knielangen Tuniken haben einen
Reitschlitz, der mit zusätzlichen Keilen ausgestattet ist. Damit wird
auf dem Teppich geritten, aber auch gearbeitet, z.B. ein Baum gefällt,
Holz gemacht. Es gibt sie auch mit andersfarbigen Besätzen am Ausschnitt und an den Ärmel-säumen, aber auch ganz ohne oder nur mit Besatz am Ausschnitt. Allen ge-meinsam ist der knielange Schnitt, mit engen, nicht sehr weiten Ärmeln.
Recherchiert für eine
Darstellung im 11. Jahrhundert unbedingt im Teppich von Bayeaux. Er ist nicht
nur ein grandioses Stück Handwerkskunst, sondern auch ein enormer Quell an
verschiedensten Belegen.
Quellenangabe: "Der Teppich von Bayeaux - David M. Wilson
Peplos für Kelten, weit geschnitten
Noch eine weitere Peplos-Variante. Diesmal ohne "Überschlag", aber dafür auch wieder sehr weit geschnitten.
Wobei
"sehr" hier noch untertrieben ist. 132 cm einfache Breite ist noch
nicht viel. Je nach Länge des Peplos bin ich aber abhängig von der Webbreite
des Stoffes.
Bei Wollstoffen wird der Peplos ca. 148 cm breit,
wenn die Länge größer als 150 cm ist. Dann muss ich den Stoff schneiden
und mit zwei Seitennähten arbeiten.
Ist die Länge 150 cm oder
kürzer, kann ich den Stoff doppelt nehmen, nur eine Seitennaht nähen und
bin in der Breite ohne Limit. Ein Peplos kann dann auch 6 Meter Umfang
und mehr haben.
Sinn macht das aber natürlich nicht 😉
Von Fingerspitze zu Fingerspitze ist hier die größte Weite, die ich empfehle.
Der Peplos auf dem Bild wurde aus Leinen angefertigt. Leinenstoff wird schmaler gewebt, meist nur 135-140 cm, anstatt wie bei Wollstoffen, 150 cm.
Dadurch liegt der maximale Umfang eines Leinen-Peplos bei 234-276 cm.
Du möchtest Deine keltische Darstellung mit einem Peplos ergänzen? Erzähl mir von Deinen Vorstellungen zu Farbe und Material und ich berate Dich gerne dazu.
Nutze das Kontaktformular oder schreib´ mir eine E-Mail. Ich freue mich darauf, von Dir zu lesen.
Keltischer Peplos, weit geschnitten, mit Überschlag
Ich durfte unterschiedliche Peploi für keltische Darstellungen anfertigen und zeige sie hier nach und nach.

Mit dem Überschlag ähnelt er dem Fund von Huldremose. Wobei gar nicht sicher ist, ob dieser Fund ein Peplos war/ist, denn er wurde unabhängig von einem Körper gefunden. Dazugehörige Fibeln wurden nicht gefunden. Das Schlauchkleid datiert aber auf 220 v. Chr. (Mittellaténezeit).
Im
zweiten Bild sieht man, dass beim Überschlag die innere Verbindungsnaht
außen sichtbar und die obere Saumnaht nicht nach innen, sondern nach
außen umgenäht ist.
Die Saumnaht ist so beim Tragen nicht zu sehen.
Du bist nicht sicher, ob dieser Peplos zu Deiner keltischen Darstellung passt? Schreib´ mir eine Nachricht über das Kontaktformular oder per E-Mail. Ich berate Dich gerne.
Die römische Tunika für Frauen im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr.
Die römische Tunika für Frauen im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. ist genauso geschnitten wie die Tuniken der Männer, aber bodenlang.
Sie besteht aus einem Stück, hat keine Schulternaht, einen breiten Schlitz als Ausschnitt und ist überbreit, so dass sich Scheinärmel ergeben, wenn die Tunika mit einem Gürtel getragen wird.
So einfach geschnitten wurde sie von der Land- und Stadtbevölkerung getragen. Sicherlich auch durch alle sozialen Schichten. Je reicher, um so edler natürlich das Material.
Details der Statue der Livia, Frau des Augustus (58 v. Chr. - 19. n. Chr.), Glyptothek München
Durch das Tragen eines Gürtels kann die Länge auch gerafft und der Stoff über dem Gürtel gebauscht werden. So ist schnell ein knöchellanges Kleid geschafft.
Passend dazu fertige ich auch runde, brettchengewebte Gürtel. Sprich mich ruhig darauf an. Ich erzähle Dir gerne mehr darüber.
Am Besten erreichst Du mich über das Kontaktformular oder per Email. Über einen Kommentar unter diesem Beitrag freue ich mich aber auch sehr.
Römische Paenula - Neu im Sortiment mit anderem Schnitt
Eine römische Paenula habe ich schon im Sortiment, aber diese Variante ist durch einen Auftrag dazu gekommen:Sie kommt Statuen und den Abbildungen auf Grabstelen und Säulen optisch sehr viel näher als der Halbkreis-Schnitt.
Auf
Abbildungen sieht man dieses Kleidungsstück sowohl mit, als auch ohne
Kapuze. Möchtest Du lieber eine Paenula ohne Kapuze? Lass es mich wissen. Eine Anfertigung ohne Kapuze ist selbstverständlich möglich.
Auf dem letzten Bild, dass links den Grabstein eines römischen Centurios zeigt, ist der Schnitt der Paenula deutlich zu erkennen. Sie ist knielang, fällt bis zu den Ellbogen und ist vom Saum aufwärts geschlitzt bis etwa auf Höhe Bauchnabel,
Alle Abbildungen aus dem Buch: "Roman Military Dress" von Graham Sumner.
Vielen Dank vom zufriedenen Kunden für dieses schöne Tragebild:
Möchtest Du zu dieser Paenula noch etwas wissen? Schreib' Deine Frage gerne in die Kommentare.
Anfragen für Anfertigungen nehme ich ab sofort an. Schreib mir bei Interesse eine Nachricht oder nutze das Kontaktformular für Deine Anfrage. Ich freue mich auf Deine Nachricht und berate Dich gerne.
Eine normannische Reitertunika - inspiriert durch den Teppich von Bayeux
Tatsächlich habe ich auf dem Teppich von Bayeux eine Tunika gefunden, die der meines Kunden sehr ähnlich ist:
Bis auf die Besätze an den Ärmeln.
Die Tunika ist knielang, mit langen Ärmeln, die an den Handgelenken eng anliegen (auf Wunsch des Kunden wurden die Ärmel etwas weiter gestaltet).
Es gibt einen Reitschlitz vorne und hinten und die Tunika ist mit andersfarbigen Besätzen verziert. In die Schlitze werden Keile eingenäht, damit
die Tunika nicht aufklafft. Die Oberschenkel sind beim Reiten bedeckt,
im Sitzen sieht man das "Untendrunter" nicht (je nachdem, wie Mann sitzt) und beim Stehen sieht es so
aus, als sei die Tunika nicht geschlitzt.Typisch für normannische Tuniken auf dem Teppich von Bayeux ist auch der spitz zulaufende Besatz am Ausschnitt:
Abgebildet sind Tuniken ohne Besatz am
Ausschnitt, aber gelegentlich mit Schlitz. Die Mehrzahl hat spitze Besätze. Was ich nicht
entdecken konnte, sind runde Besätze, wie man sie auf karolingischen
Malereien, wie z.B. dem Stuttgarter Psalter, sieht.
Auch naturfarbene und schlichte Tuniken sind verziert
Zum Vergleich noch eine schlichte, naturfarbene Tunika. Es ist meine eigene, die ich sehr gerne trage, wenn ich als Bogenschütze an einer Feldschlacht teilnehme.
Ihr
Vorbild findet sie in unterschiedlichen Ausführungen auf dem Teppich
von Bayeux. Dort sind helle/naturfarbene Tuniken zu sehen, die allesamt
knielang und mal mit, mal ohne Reitschlitz gearbeitet wurden. Auch sind unverziert oder mit Besätzen zu finden.
Bedeutung der Besätze? Ein Rangabzeichen?
Und das bewegt mich seit ein paar Tagen, weil ich das Buch zum Teppich mal wieder mehrfach durchgeblättert habe. Auf der Suche nach Erklärungen oder Schlussfolgerungen.
Es gibt diese Reitertuniken, aber auch Tuniken ohne Reitschlitze, mit Besätzen am Ausschnitt, dem Saum und den Ärmelsäumen.
Aber auch ohne Besätze an den Ärmeln. Und da frage ich mich, sind diese Besätze soetwas wie Rangabzeichen?
Oder ist nur der Stoff ausgegangen und hat nicht mehr für Besätze gereicht? Was aber für mich bei der Häufigkeit nicht schlüssig ist.
Leider habe ich keine Schriftquellen gefunden, die darüber Auskunft geben.
Weißt Du mehr darüber? Schreib´ gerne einen Kommentar unter diesen Beitrag.
Diamantköper oder Rautenköper? Wo liegt der Unterschied?
Sicher geht es dir auch so. Du hast recherchiert, dich für ein Jahrhundert, eine Region, einen Ort, ein Gräberfeld und eine Darstellung entschieden. Repliken der Grabinhalte wie Keramik, Bewaffnung, Schmuck usw. anfertigen zu lassen, ist verhältnismäßig leicht. Man braucht ja nur einen guten Handwerker, dem man eine Zeichnung und genaue Maße gibt und er kann ein Fundstück nahezu originalgetreu zum Leben erwecken.
Die richtige Stoffwahl
Schwierig wird es bei der richtigen Stoffwahl für die ausgesuchte Darstellung.
Neben der Farbe ist auch die richtige Webart entscheidend. Es gibt u.a. Leinwandbindung, Köperbindung, Fischgrat, Spitzgrat, Diamantköper, Rautenköper und noch einige andere. Man hat die Qual der Wahl.
Ein Kriterium, um den richtigen Stoff zu finden, ist die Darstellung selbst. Der einfache Handwerker wird keinen Diamantköper getragen haben, weil er viel zu aufwändig und zeitinensiv in der Herstellung war. Er hätte sich sicher für eine einfache Leinwandbindung (Leinen) bzw. Tuchbindung (Wolle) entschieden.
Für das moderne Auge sind aber sowohl Diamant- als auch Rautenköper sehr attraktiv. Beide Webarten sehen nicht nur gut aus, sondern wirken auch sehr edel. Deshalb fällt die Wahl auch gerne auf die beiden und die Enttäuschung ist oft groß, wenn ich davon abrate, weil es schlicht nicht zur Darstellung passt.
Ich möchte mich zukünftig mehr auf die Unterstützung von Neulingen im Living History und Reenactment konzentrieren. Deshalb zeige ich kurz die optischen Unterschiede zwischen Diamant- und Rautenköper.
Wieviel Schäfte es zum Weben am Gewichtswebrahmen benötigt, wäre für den ersten Überblick zu tiefgründig.
Wird
dem Einsteiger oder der Einsteigerin gesagt: "Für die Darstellung
brauchst du einen Diamantköper" wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ein
Rautenköper gekauft. Oft sind auch in Shops die Bezeichnungen falsch.
Deshalb kurz und knapp zusammengefasst, um dich vor einem Fehlkauf zu bewahren:
Der Rautenköper wird im Englischen auch Diamond Twill genannt. Die Linien, die die Raute bzw. den "Diamant" bilden, sind geschlossen. Sie stoßen an allen Spitzen zusammen und in der Mitte ist eine kleine Raute deutlich zu erkennen.

Der Diamantköper ist auf englisch der "Broken Diamond Twill". Und das ist auch die Eselsbrücke.
Broken = Gebrochen - Also, gebrochener Rautenköper
Die Linien stehen versetzt zueinander, bilden eine, in den Spitzen offene Raute und in der Mitte sind nur Punkte zu erkennen.

Wie oft kommen diese Webarten überhaupt vor?
Ein kleiner Hinweis noch zur Häufigkeit der beiden Webarten Rauten- und Diamantköper. Oben hatte ich den Handwerker erwähnt, für den ein Diamantköper unerschwinglich war. Schauen wir uns das wikingerzeitliche Gräberfeld von Birka in Schweden an.
Dort wurden in über 1100 Gräbern 168 Textilrest gefunden. Davon sind 37 Diamant- und 9 Rautenköper. Allesamt bei weiblichen Bestattungen. (Quelle: Birka III - Die Textilfunde aus den Gräbern von Agnes Geijer).
Obwohl die Gräber in Birka hauptsächlich reich ausgestattet sind, kommen die beiden Webarten nur sehr selten vor. Es war also kein Stoff, der von allen Schichten getragen wurde und sehr sicher kam er damals nicht so häufig vor, wie wir ihn heute für die unterschiedlichsten Darstellungen bei Veranstaltungen sehen.
Hannyrdi - Zum 15. Jubiläum ein kleiner Rückblick

2006 habe ich nach einem Besuch auf einem Mittelaltermarkt mit dem Hobby angefangen. Ich wollte es gleich "richtig" machen und Kleidung aus pflanzengefärbten Stoffen haben, die vollständig handgenäht waren. Viel Auswahl an passendenden Händlern konnte ich nicht finden und fing an, für mich und meine Tochter Stoffe zu färben und selber zu nähen. Durch meine Liebe zu Dänemark war auch meine erste Darstellung sehr schnell klar.

Dreieckskopftuch, falsche Perlen, Ärmel zu weit, keine Fibel am Ausschnitt usw., usw. ,aber der Anfang war gemacht.
2007 kamen plötzlich erste Anfragen, ob ich nicht auch Aufträge annehmen würde. Das ging ohne Gewerbe natürlich erst mal nicht, aber es dauerte nicht lange, bis ich mich dazu entschied, mutig zu sein und mich mit der Näherei selbsständig zu machen. So finges es an. Auf Knien über den Boden rutschen für einen Zuschnitt
Der erste Auftrag war eine Tunika aus indigo-gefärbter Wolle, handgenäht:Bei einem Mittelaltermarkt 2008 konnte ich sie dann auch an den Kunden übergeben. Er zieht sie an und - Ärmel zu kurz. Das war´s. Beim ersten Auftrag schon versagt. Aber nein, es stellt sich heraus, dass der Kunde selber zwei Maße vertauscht hat und es nicht meine Schuld war. Wir konnten uns darauf einigen, die Ärmel mit einem Besatz zu verlängern. Das Endergebnis ist auf dem Bild zu sehen. Ein holpriger Start, aber der Anfang war gemacht.
Bis 2010 blieb ich bei Aufträgen und Anfertigung für wikingerzeitliche Darsteller. Dann kam meine eigene Zweitdarstellung - eine Merowingerin im 7. Jahrhundert - dazu. Durch die eigene Weiterbildung konnte ich sehr schnell auch geschäftlich Kleidung für merowinger- und karolingerzeitliche Darstellungen anbieten. Zwei weitere eigene Darstellungen, u.a. eine keltische, folgten noch, wodurch ich auch hier wieder mein Sortiment erweitern konnte.
Während der Pandemie war es 2020 und 2021 fast mit Hannyrdi vorbei. Keine Veranstaltungen bedeutet auch, dass niemand neue Kleidung benötigt. Dazu kam eine völlig unerwartete Erkrankung, die mich körperlich und mental völlig aus der Bahn geworfen hat. Aber dank treuer Stammkundinnen und -kunden und einiger, an wieder stattfindende Veranstaltungen, Glaubenden, konnte ich die Näherei tatsächlich über die schwere Zeit retten.
Zum Glück bin ich mittlerweile zu 98% wieder gesund, aber dennoch habe ich meinen Ausrichtung für Hannyrdi völlig neu überdacht. Wie man an dem ersten Bild vielleicht erkennen kann, ist es angelehnt an ein römisches Vexillum, eine römische Standarte. Mein neuer Schwerpunkt in der Anfertigung für historische Kleidung liegt jetzt bei den Kelten und Römern. Das macht mir gerade sehr viel Spaß und ich lese und recherchiere gerade sehr viel zu diesen Themen. Auch meine eigene Darstellung ist mittlerweile hauptsächlich keltisch, die Kleidung der Merowingerin wird voraussichtlich nur noch wenige Male im Jahr aus der Kiste geholt.
Für Wikinger und Normannen nähe ich selbstverständlich auch noch, aber einige Produkte sind aus dem Sortiment geflogen, die in den letzten drei Jahren auch schon nicht oder nur sehr wenig angefragt wurden. Dazu schreibe ich aber ein ander mal mehr.
Jetzt möchte ich gerne noch Danke sagen. An alle Kundinnen und Kunden der letzten 15 Jahre, an alle, die mich immer unterstützt und an "Hannyrdi- Genähtes und Gesticktes" geglaubt haben. Ein riesengroßes Dankeschön. Ohne euch alle gäbe es meine kleine Näherei nicht und ich würde nicht hier sitzen und dies schreiben.
Ich freue mich auf viele weitere Jahre, tolle Projekte und wunderbare Aufträge.
Danke, einfach nur DANKE!
Der Rechteckmantel - Wie trägt man ihn eigentlich?
Es gibt einige Funde von Fragmenten sog. Prachtmäntel. Diese stehen aber hauptsächlich im germanischen Kontext und sind reich mit brettchengewebten Borten und Fransen verziert. Hier darf man auf Grund von Fibelfunden im rechten Schulterbereich von einer gefibelten Trageweise ausgehen.

Zur Römerzeit wurden solche Mäntel noch von Offizieren getragen. Genauso gefibelt. Der römische Soldat trug die schlichte Variante, einen Rechteckmantel, Sagum genannt, ebenfalls mit einer Fibel.
Zur Merowingerzeit fehlen diese Fibeln in den Männergräbern. Hier kann man vermuten, dass die Mäntel auf der Schulter mit Bändern geschlossen wurden. Abbildungen hierzu sind mir aber leider nicht bekannt.
Auf karolingerzeitlichen Abbildungen findet man die Fibeln auf der rechten Schulter wieder und z.B. in der Ottonik auch mit Bändern kombiniert.
Stuttgarter Psalter 820 - 830 n. Chr.

Der Mantel wird so getragen, dass der Schwertarm frei bleibt. Die Fibel bzw. das Bändchen, sitzt auf der rechten Schulter. Das ist etwas, dass alle Abbildungen gemeinsam haben. Die Mantelträger sind allesamt Rechtshänder.
Du kannst den Mantel locker hängen lassen, ihn nobel über dem linken/rechten, angewinkeltem Arm tragen, oder ihn über die Schulter legen, um beide Hände frei zu haben.

Stuttgarter Psalter 820 - 830 n. Chr.
Heutzutage gibt es viele Linkshänder unter den Darstellern. Da sitzt die Fibel dann auf der linken Schulter und der linke Arm bleibt frei.Dir fehlt noch ein passender Rechteckmantel für Deine Darstellung? Schreib mir über das Kontaktformular. Ich berate Dich gerne.
Neu im Sortiment - Peplos für Kinder aus Wolle oder Leinen
Da wurde es langsam Zeit, sie auch für Mädchen
jeden Alters anzubieten. An einem Peplos mit Umschlag hat man länger
etwas, denn er wächst mit. Du kannst den Umschlag immer weiter verkürzen
und vergrößerst so die Länge des Peplos. Das geht so lange, bis vom
Apoptygma nichts mehr übrig ist. Ein Peplos kann aber ja auch sehr gut ohne getragen
werden. Dieses schöne Stück biete ich in meinem Shop zum Verkauf. Wenn er Dir gefällt, sei schnell. Es ist ein Einzelstück, weil ich den Stoff so leider nicht mehr bekommen kann.
Gerade weil Kinder so schnell wachsen, sind Kinderpeploi teilweise maschinengenäht, um die Kosten im Rahmen zu halten. Der obere und untere Saum werden aber per Hand genäht sein. Auf Wunsch ist es aber natürlich auch möglich, ihn vollständg handgenäht zu bekommen.
Ein Peplos dient als Kleidung für Frauen und Mädchen der Kelten, Römer, war aber auch in der Völkerwanderungszeit noch modern.
Weißen Peplos jetzt kaufen!
Beide Stücke sind mittlerweile ausverkauft oder Du möchtest eine andere Farbe? Schreib mir eine Nachricht über das Kontaktformular mit Deinen Vorstellungen und ich berate Dich gerne.
7 Tipps für den leichteren Einstieg in das Hobby Living History

Vor 18 Jahren habe ich mit diesem schönen Hobby nach dem Besuch eines Mittelaltermarktes angefangen. Ich wusste nach 10 Minuten Umherlaufen und in die Lager schauen, dass das mein neues Hobby sein soll. Doch wie fängt man an?
Geht es Dir genau so?
Dann habe ich hier ein paar Tipps für Dich, die Dir den Einstieg erleichtern.
1. Überlege Dir, welche Darstellung Du machen möchtest.
Keltisch, römisch, merowinger-, karolinger-, wikingerzeitlich, normannisch, slawisch? Es gibt so viele Möglichkeiten.
2. Warum gerade diese Darstellung? Was spricht dafür, was dagegen?
Bevor Du Dich entscheidest, überlege Dir, was für oder gegen eine Darstellung spricht. Möchtest Du ein "Wikinger", eine "Wikingerin" sein, weil es alle machen, und die Kleidung gut aussieht? Oder hast Du vielleicht einen familiären Bezug dazu, lebst in einer Region, in der die "Wikinger" damals unterwegs waren?
Wohnst Du dort, wo früher die Westslawen gesiedelt haben? Wunderbar, recherchiere doch mal in diese Richtung.
Wurden im Wohnort Deiner Großeltern unzählige keltische Funde bei Bodenarbeiten entdeckt? Perfekt, eine Keltendarstellung liegt damit doch ganz nah.
Nur ein paar Kilometer von Deinem Wohnort gibt es eine römische Ausgrabung? Schau doch mal, ob Du Informationen über die Fundstücke findest.
3. Finde eine Zeitspanne und eine Region
"Ich stelle einen Römer zwischen 50 v. Chr. und 250 n. Chr. dar"
So bitte nicht!
Römer allein ist schon viel zu allgemein. Grenze es ein, auf eine Region, eine Stadt. Die Zeitspanne ist auch viel zu groß. Sowohl in der Kleidung, als auch in der militärischen Ausstattung, gab es so viele Veränderungen, dass man sie gar nicht glaubhaft an einer Person tragen kann. Grenze auch hier ein.
So könntes es sich dann anhören:
"Ich stelle einen römischen Legionär dar, der im 2. Jahrhundert nach Chr. am obergermanisch-rätischen Limes, im Kastell Abusina stationiert war"
Viel besser, oder?
4. Recherchiere gründlich
Jetzt weißt Du, was und wer Du sein möchtest, und wo diese Darstellung angesiedelt ist. Ab sofort beginnt die Recherche. Gibt es Museen in dieser Region? Besuche sie! Gibt es Literatur zum Thema? Lies sie! Findet sich in einem Buch keine passende Information, gibt es in den Quellenangaben weitere Literatur, die Dich näher zum Ziel führen. Je genauer Du recherchierst, um so besser wird Deine Darstellung sein.
Welche Stoffe wurden getragen, wie und womit wurden sie gefärbt? Wie sahen die Schnitte der Kleidung aus und wie heißen die einzelnen Kleidungsstücke? Tunika, Focale, Paenula, Udones usw. Und vergiss nicht die Alltagsgegenstände. Erst die kleinen Dinge wie Handwerkszeug, Geschirr usw. runden alles erst stimmig ab. Die richtige Ernährung nicht zu vergessen.
5. Tausche Dich mit anderen aus - Hab keine Angst!
Wenn Du noch keinen Anschluss an eine Gruppe gefunden hast, tausche Dich über die Sozialen Medien aus. Stell Deine Fragen und hab keine Angst vor den Antworten. Hast Du Dir z.B. ein merowingerzeitliches Grab ausgesucht, dass Du rekonstruieren möchtest und bist Dir über die Anordnung einzelner Nieten und deren Funktion nicht im Klaren, können Dir mehrere Meinungen helfen, eine Lösung zu finden (Achte aber immer auf das Copyright) In der Regel sind die Antworten auch freundlich und wohlwollend, solange man nicht wissen will, wie man ein Schulterfell und Unterarmschoner aus Leder zu einer Wikingerdarstellung kombinieren kann ;-) Und ganz wichtig. Nimm Aussagen nicht einfach als gegeben hin. Überprüfe alles und mache Dir Dein eigenes Bild.
6. Kontaktiere Handwerker
Wenn Du handwerklich geschickt bist, ist das für dieses Hobby von großem Vorteil, aber es gibt mittlerweile so viele wunderbare und talentierte Handwerker, dass Du nicht alles können musst, um eine gute Darstellung zu erreichen.
Zuerst kommt die Kleidung, dann das Schwert! Was nützt es einem slawischen Kämpfer, wenn er nackt auf dem Schlachtfeld steht, nur mit einem Schwert in der Hand? Oder einem Bogenschützen, mit nichts bekleidet, außer seinem Köcher und dem Bogen? Und die Dänin trägt nur Glasperlen und vergoldete Fibeln?
Woll- und Leinenstoffe für die Bekleidung
bekommst Du über´s Internet oder bei den Händlern auf
Mittelaltermärkten. (Achte aber darauf, dass kein Polyester beigemischt
ist!) Wenn Du mit den Schnitten nicht weiter weißt, lass Dich von erfahrenen Nähern und Näherinnen beraten. Wenn Du nicht nähen kannst, fertigen sie die Kleidung für Dich an.
Möchtest Du mit Deiner Ausstattung Museumsqualität erreichen, brauchst Du Repliken von original
Fundstücken. Schuhe, Schmuck (Fibeln, Glasperlen, Gürtelbeschläge),
Keramik, Messer, uvm. Bei Veranstaltungen triffst Du auch die unterschiedlichsten
Handwerker. Zeig ihnen die Kopie von einem Originalfund - viele können
ihn nacharbeiten.
7. Stück für Stück
Du brauchst nicht alles auf einmal. Geh es langsam an. Stück für Stück. Vielleicht fängst Du mit einer einfachen Darstellung an,. Farblose oder naturbraune Kleidung ohne Schmuck, als Kämpfer nur mit einem Stock oder Speer. Bunte Farben, Silberfibeln, edle Stoffe, Kettenhemd und Schwert kommen dann mit der Zeit. Versprochen :-)
Ich hoffe, dieser kleine Leitfaden erleichtert Dir den Einstieg in ein wunderbares Hobby Wenn Du Fragen zur Kleidung oder den anderen Punkten hast, schreib mir gerne eine Nachricht über das Kontaktformular. Und jetzt wünsche ich Dir viel Vergnügen bei der Recherche.
Die erste Maßanfertigung über meinen Etsy-Shop
In meinem Shop biete ich ja nicht nur fertige Stücke wie Rasquert-Kappen, römische Kleidung, brettchengewebte Gürtel uvm. an, sondern man kann dort auch Maßanfertigungen kaufen.
Im Shop nennt es sich "Spezialanfertigung". Der Ablauf ist eigentlich ganz einfach und weicht nicht sehr von einer Bestellung per Email ab. Ich bekomme eine Nachricht mit den Wünschen und Vorstellung, berate dazu ausführlich, bekomme die Körpermaße, berechne den Stoffbedarf und erstelle dann, bei Auftragserteilung, ein Produkt, dass im Etsy-Shop hochgeladen wird. Etsy teilt den Link dorthin automatisch per Nachricht mit und die auftraggebende Person legt es in den Warenkorb und schließt die Bestellung mit der Bezahlung ab. Ganz einfach und unkompliziert.

Diese Farbkombination hat mir viel Spaß gemacht, ist sie doch nicht alltäglich. Die Tendenz liegt ja eher bei Braun, Grün und Blau. Zwei rote Haithabu-Tuniken durfte ich auch schon anfertigen, aber dieser strahlende Gelbton war neu.
Sobald die Spezialanfertigung fertig ist, wird dem Käufer oder der Käuferin der Versand mitgeteilt und eine Sendungsnummer durchgegeben. In einer Email rutscht es mir schon mal durch, die Sendungsnummer anzugeben, aber bei Etsy gibt es eine Maske in die solche Informationen eingetragen werden. Das ist nicht nur sehr kunden- sondern auch verkäuferfreundlich. So wird nichts vergessen und niemand muss nachfragen.
Wenn das System funktioniert :-) teilt mir Etsy auch mit, dass die Lieferung zugestellt wurde. Die Tunika war tatsächlich schon am nächsten Tag da und
ich darf den zufriedenen Kunden zitieren:
"Sehr schöne Arbeit wie Tunika von Andrea. Andrea ist sehr hilfsbereit was Beratung und Stoffe angeht. Beantwortung von Fragen liegen meist unter 24 Stunden. Ich bin sehr begeistert von Andrea als Mensch und ihrer tollen Arbeit. Vielen Dank Andrea für diese schöne Tunika. Grüße U."
Ich bedanke mich für diesen wunderbaren Auftrag, der eines meiner Highlights in diesem Jahr war und freue mich auf viele weitere Verkäufe in meinem Shop.
Für dieses Jahr war das auch schon der letzte Beitrag in diesem Blog. Nächstes Jahr starte ich mit einem Ausblick in die Saison 2022 und berichte darüber, wovon es bei Hannyrdi in Zukunft mehr geben und was sich ändern wird. Bis dahin wünsche ich euch einen guten Rutsch ins neue Jahr, einen gesunden Start und alles Gute.
Andrea
Krankheitsbedingte Pause - Ein Rückblick
Was war passiert?
Samstags beim Einkaufen hatte ich plötzlich so starke Schmerzen in der Leiste, die bis zum Knie und über die Hüfte ausgestrahlt haben. Ich konnte kaum Laufen, musste immer wieder stehen bleiben, den Schmerz abklingen lassen. Zuhause war ich nur froh, mich hinsetzen zu können. Dann war es auch gut. Aber es wurde so schlimm, dass das linke Bein dick wurde. Und donnerstags waren dann die Zehen blau. Die Folge: Eine notfallmäßige Einweisung ins Krankenhaus durch den Hausarzt.
Nach sechs langen Tagen und vielen Untersuchungen war klar, schonen, Bein hochlegen und schnellstmöglich einen OP Termin vereinbaren um die Ursache entfernen zu lassen. Wieder zuhause war natürlich das Erste? Richtig. Die Ausstattung für den Wikinger.
Nachdem dieser Auftrag verschickt war, habe ich den restlichen August bis etwa Mitte September so gut wie nur im Bett verbracht. Ich konnte und durfte nicht lange stehen, arbeiten war nicht möglich.
Mitte September kam dann mein erster Auftrag für eine maßgefertige Tunika Typ Haithabu über meinen Etsy-Shop rein. Aber dazu im nächsten Blogeintrag mehr.
Ich konnte die Anfertigung machen, war aber völlig verausgabt, so dass ich weiter entschied, keine großen Stücke anzufertigen. Das bleibt auch noch bis Anfang-Mitte Januar so. Meine OP war am 16. November und ich erhole mich immer noch davon. Nadelgebundene Mützen, Pileus pannonicus, Rasquertkappen, Focale und auch eine römische Palla sind aber ab sofort wieder bestellbar. Alles weitere an Kleidungsstücken muss aber leider noch bis nächstes Jahr warten.
Du brauchst ein Geschenk zu Weihnachten/Jul? Oder bist auf der Suche nach Zubehör für Deine eigene Darstellung? Schau doch mal in meinem Shop vorbei. Vielleicht ist ja etwas passendes dabei.
Grundausstattung für den römischen Legionär im 1./2. Jahrhundert

1. Die Untertunika aus Leinen und Übertunika aus Wolle:
Im 1./2. Jahrhundert n. Chr. trugen römische Männer Tuniken mit sog. Scheinärmeln. Der Schnitt war so weit, dass beim anlegen eines Gürtels der Eindruck entstand, die Tuniken hätten Ärmel. Die Länge der Tunika reichte ohne Gürtel meist etwa bis Mitte Wade, konnte aber auch länger sein. Diese Überlänge wurde mit dem Gürtel verkürzt und der Stoff so über den Gürtel gezogen, dass die Tunika in einen weiten Bausch fällt und den Gürtel völlig verdeckt. Deshalb lässt sich an Hand von Mosaiken, Grabstelen oder Säulen leider nicht sagen, welcher Art der Gürtel war. Es gibt aber Statuen, an denen im Halsbereich zu erkennen ist, dass zwei Kleidungsstücke übereinander getragen wurden. Und es gibt Abbildungen, die einen zweiten Saum unter der Überkleidung sehen lassen. Es gilt Leinen als "Unterwäsche" und Wolle als wärmende Kleidung obendrüber. Funde von koptischen Tuniken sind aus Leinen und durch ihre reichen Verzierungen darf man davon ausgehen, dass sie als Oberbekleidung getragen wurden. Hier gebe ich aber die klimatischen Bedingungen in den koptischen Gebieten zu bedenken.
2. Die Focale:
Eine Focale ist ein Schal / Halstuch, dass den Hals vor Verletzungen durch die Panzerung/Lorica schützt. Auf Grabstelen und Säulen sieht man regelmäßig Soldaten (aber auch Zivilisten) die so ein Halstuch tragen. Aus Wolle ist sie stabiler und hält den Hals auch bei Märschen im kühleren Wetter warm. Leinen ist aber auch für eine Focale denkbar. Allerdings sollte man bedenken, dass Leinen Feuchtigkeit anzieht und man so ein feuchtes (Schweiß) oder nasses (Regen) Stück Stoff um den Hals trägt, dass keinerlei wärmende Funktion hat.
3. Die Paenula
Die Paenula ist der warme Mantel, den der Legionär über der Rüstung tragen kann. Die Kapuze ist so groß, dass sie auch über den Kopf mit aufgesetztem Helm passt. Auf der Brust ist die Paenula einige cm zugenäht, damit der Träger die Hände frei hat und keine Fibel verwendet werden muss. Verarbeitet wird idealerweise Loden, der wasserabweisender ist und auch nass noch wärmt.
4. Die Caligae
Von diesen Lederschuhen gibt es zahlreiche Funde. Sowohl das erhaltene, vielfach durchbrochene Oberleder, als auch unzählige Nägel, die von den genagelten Sohlen stammen. Selbst wenn das Leder vergangen ist, bleiben doch die Sohlennägel übrig. Abbildungen von Caligea tragenden Soldaten gibt es z.B. auf der Trajanssäule.
Ich möchte eine Maßanfertigung - Wie ist der Abblauf?

Wenn Du mir eine Nachricht schreibst, erzähle mir darin schon so genau es geht von Deinen Wünschen und Vorstellungen. Weißt Du schon, welches Material Du möchtest, z.B. Wolle oder Leinen, vielleicheicht auch schon, welche Webart es sein soll (Leinwandbindung, Diamantköper usw. )? Hast Du genaue Farbvorstellungen? Für welche Darstellung, Zeit und Region möchtest Du die Anfertigung haben? Je genauer Deine Beschreibung ist, um so genauer kann ich Dich beraten.
Schon während meiner Beratung nenne ich Dir die Preise für die Anfertigung zzgl. der Stoffpreise und Portogebühren.
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Ab diesem Zeitpunkt warte ich gespannt auf Deine Rückmeldung und hoffe, dass Dir Deine neue Kleidung gefällt und passt.
Du bist überzeugt und möchtest eine Maßanfertigung von mir? Das freut mich sehr. Schreib mir gerne eine Nachricht über das Kontaktformular.
Römische Untertunika, Übertunika und Focale
Und so freue ich mich immer sehr, wenn ich wieder einen Auftrag für eine römische Ausstattung bekomme. Diesmal war es wieder für einen Darsteller des 1./2. Jahrhunderts n. Chr. Der Kunde wollte eine Untertunika aus weißem Leinen mit Scheinärmeln, eine Übertunika mit Scheinärmeln aus roter Wolle und eine rote Focale.Die Untertunika ist nur an den Ärmelöffnungen und am Ausschnitt zu sehen. Am Saum blitzt sie nicht hervor. Sichtbare "Unterwäsche" ist auch an verschiedenen Statuen zu erkennen. Das könnte künstlerische Freiheit sein, aber da die Statuen und Stelen sehr Detailgetreu sind und mit größter Wahrscheinlichkeit echte Lebensbilder darstellen, kann man davon ausgehen, dass es zur Zeit der Römer nicht verpöhnt war, die Unterkleidung zu zeigen.
Für die Handnähte habe ich gebleichtes Leinengarn an der Untertunika und krappgefärbtes Wollgarn für die Übertunika und Focale verwendet.
Die Focale ist aus dem gleichen Stoff angefertigt, wie die Übertunika. Sie soll dazu dienen, den Hals vor Verletzungen durch die Lorica (Panzerung) zu schützen.
Du hast eine historische Römerdarstellung und bist auf der Suche nach der passenden Tunika dazu? Oder benötigst Du für Deinen Römer eine Paenula, eine neue Palla für Deine Frau oder ein Sagum? Schreib mir Deine Vorstellungen zur neuen Kleidung per Email oder über das Kontaktformular Ich berate Dich gerne unverbindlich.
Die Rasquert-Kappe oder auch Friesenkappe
Aber wie war eigentlich das Original?
Leider gibt es dazu nicht viele Informationen. Gefunden wurde die Kappe in den heutigen Niederlanden und datiert ins 8./9. Jahrhundert. Verwendet wurde ein feiner Diamantköper mit 17 x 9 Fäden pro cm und die Krone ist mit einer Ziernaht versehen, für die rotes Garn verwendet wurde. (Early medieval textile remains from settlementsin the Netherlands. An evaluation of textileproductionChrystel R. Brandenburgh ).
Ich habe schon einige Varianten dieser Kappe angefertigt:
Ungefüttert mit Ziernaht

Aus Diamantköper, gefüttert und mit Ziernaht
Außerdem gibt es auch Überlegungen, dass die Kappe mit dem Schirm nach hinten getragen wurde. Etwa um den Nacken vor Sonnenbrand zu schützen.
Was meinst Du dazu? Schreib mir gerne einen Kommentar mit Deiner Meinung zu dieser Trageweise.
Wenn Du Interesse an Deiner eigenen Kappe nach
Rasquert hast, schreib mir gerne eine Nachricht über das Kontaktformular mit Deinen Vorstellungen
und Deinem Kopfumfang. Ich fertige Dir gerne Deine persönliche Kappe
an.