Die Hose von Marx-Etzel
1817 wurde im Hilgenmoor bei Marx-Etzel Textilien gefunden, die sich als ärmellose Tunika und kurze Hose herausstellten. Hier möchte ich auf die Hose näher eingehen, die in die Zeit von 45 - 125 n. Chr. datiert.
Karl Schlabow beschreibt die Machart in seinem Buch "Textilfunde der Eisenzeit in Norddeutschland" als "merkwürdig." Aber schauen wir genauer hin.

Was wir auf Grund von Schlabows Beschreibung wissen:
- Die Hose wurde aus einem Stück Stoff hergestellt.
- Material Wolle, Webart Diamantköper- und Fischgratbindung.
- Der verwendete Stoff hat die Maße 130 cm x 105 cm.
- Es wurden 3 Schnitte vorgenommen, um die Hose anzufertigen.
Praktische Umsetzung und Trageweise
Kürzlich durfte ich eine Hose nach diesem Fund anfertigen. Weil sich der Auftraggeber für einen naturfarbenen Loden entschieden hat, spreche ich hier aber nicht von einer Rekonstruktion.
Ich habe die Maße an den Kunden angepasst und ein entsprechend größeres Stück Stoff verwendet. Karl Schlabow geht auf Grund des Schnittes von einem Umfang am Bund von über 135 cm aus. Meine Hose hat einen Bund von ca. 160 cm Umfang.
Es gibt keinen Tunnelzug, um diese Überweite zusammenziehen und dem Körper anzupassen, womit auch diese Aussage von Herrn Schlabow bestätigt ist: "Die Hose, die mit einem Gürtel getragen wurde, musste im Bund reich in Falten gelegt werden." Leider habe ich hiervon kein Bild gemacht.
Auf der Trajansäule z.B. findet man Männer mit nacktem Oberkörper, die eine Hose tragen, die der von Marx-Etzel ähnlich ist. In Falten gelegter Bund, eng an den Waden. Aber auch mit über den Gürtel nach unten gerollter Bund:

Der Schnitt (keine Anleitung):
Vom Stoff wird oben über die Länge ein Streifen abgeschnitten. Etwa in der Mitte des Stoffes setzt man zwei diagonale Schnitte, wodurch ein Keilstück entsteht, dass nach oben geklappt wird. Die Seitenteile werden eingeschlagen und mit dem Keilstück vernäht. Die Überweite am Bein schneidet man nicht ab, sondern näht sie ein.

Laut Karl Schlabow war der vom Stoff abgeschnittene Streifen zur Verstärkung im Bund eingenäht. Bei meiner Anfertigung aus Loden war das aber nicht nötig. Dieses Stück ist als Verschnitt übrig geblieben. Durch die Vergrößerung des Umfangs mit dem Keilstück, wäre dieser Streifen auch zu kurz. Die so entstandene Lücke könnte man mit einem Reststück schließen, entfernt sich dann aber von der Vorgabe, die Hose nur aus einem Stück Stoff in einer bestimmten Größe anzufertigen.

Bleibt nur noch die Frage: Trägt man den Keil hinten oder vorne? Was meinst Du? Schreib es gerne in die Kommentare.
Rückmeldung des Kunden:
"Einfach super. Eine akribische Recherchearbeit von der Herstellerin und
Fertigung nach historischem Vorbild. Ich bin wieder einmal sehr
begeistert."
Alexander
Vielen Dank. Es freut mich sehr, dass ich so begeistern konnte und bedanke mich für den Auftrag und das
Vertrauen in meine Arbeit und mich.
Interesse an einer Maßanfertigung?
Du möchtest auch eine Hose nach Marx-Etzel? Schreib mir eine Nachricht über das Kontaktformular, ich berate Dich gerne.
Quelle:
K. Schlabow, Textilfunde der Eisenzeit in Norddeutschland, Karl Wachholz Verlag, Neumünster, 1976.