Wikinger Pluderhose, Trägerrock und Haithabu-Tunika
Für diesen mehrteiligen Auftrag hatte der Auftraggeber sehr konkrete Farbvorstellungen. Die Tunika und der Trägerrock sollten senfgelb und die Pluderhose, sowie die Besätze auf dem Trägerrock dunkelblau werden. Zusätzlich sollte der Trägerrock mit einer brettchengewebten Borte verziert werden.
Den wunderbar weichen blauen Fischgrat, hat er selber entdeckt, bestellt und gewaschen zu mir geschickt. Den Senfgelben habe ich besorgt und vor der Verarbeitung gewaschen. Die Borte wurde mir ebenfalls vom Kunden zur Verfügung gestellt.
Die Tunika ist durch einen Textilfund aus Haithabu inspiriert. Dabei wurde ein trazepförmiges Stück Wollstoff gefunden, an dem seitlich ein Keil angesetzt war. Dieses Stück wurde als Schoßteil einer Tunika interpretiert. Der Kunde hat sich in seinem Fall für eine vereinfachte Version entschieden, bei der der Schoßteil insgesamt aus sechs Trapezen besteht und auf die Keile verzichtet. Weil diese Tunika unverziert sein sollte und somit am schnellsten herzustellen war, habe ich mir ihr angefangen. Für die sichtbaren Nähte habe ich Garn verwendet, dass ich vor etwa 10 Jahren selber mit Salbei gefärbt hatte. Die Farbe passt perfekt zum gelben Stoff.
Als nächstes kam der Trägerrock dran. Er sollte wadenlang werden, oben einen etwa 10 cm und am Saum einen etwa 5 cm breiten Besatz bekommen. Die brettchengewebte Borte hat sich der Kunde als Zierde auf dem breiten Besatz gewünscht. Bevor ich Besätze aufnähe, versäubere ich zuerst die Säume und Schnittkanten per Hand. Sie werden doppelt umgeschlagen (bei dickeren und nicht fransenden Stoffen nur einmal) und mit Überwendlingsstichen vernäht. Erst dann nähe ich die Besatzstreifen einzeln per Hand auf. Für den blauen Stoff habe ich indigogefärbtes Schurwollgarn verwendet. Für das Aufnähen der Borte hatte ich kein farblich passendes Wollgarn vorrätig. Also entschied ich mir für walnussgefärbte Maulbeerseide. Sie ist sehr fein und die kleinen Stiche fallen so an dem braun-grauen Randgarn der Borte kaum auf.
Zum Schluss widmete ich mich der Pluderhose, die bis knapp unter das Knie reicht und mit Wadenwickeln getragen wird. In Haithabu gibt es ein Textilfragment, dass in Falten liegt und dem Schnitt nach als Hose gedeutet wird. Der Fund eines Wadenwickelhakens auf Kniehöhe in einem Grab aus Birka lässt den Schluss zu, dass die Hose knielang war und die Wadenwickel mit diesem Haken an der Hose befestigt waren. Weil weder das Aussehen der Hose, noch die Verarbeitung am Bund und den Beinsäumen an Hand der Funde zu rekonstruieren ist, nenne ich diese Pluderhose eine Interpretation. Insgesamt habe ich 64 Falten gelegt, um die großen Weiten auf die Maße des Kunden zu reduzieren. Auch hier wurde wieder das indigogefärbte Garn für die Handnähte verwendet.
Und so sieht die Ausstattung im Ganzen aus:
Weil die Freundin des Kunden keine Schalenfibeln hat, haben wir uns für angenähte Streifen als Träger für den Trägerrock entschieden. Es sind aber genug Reststoffe übrig, um sie bei Bedarf durch Schlaufen zu ersetzen, wie sie in vielen Gräbern mit Schalenfibeln nachweisbar sind.
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